Rätsel des Alltags Das Märchen vom Edelstahl
Düsseldorf (rpo). Fast jeder kennt sie, die als Seife geformten Edelstahl-Gebilde, die laut Werbung jede Art von Gerüchen auf wundersame Weise von den Händen entfernen sollen. Doch funktioniert das wirklich?
Das Gebilde ist angenehm geformt wie ein Stück Seife, doch anstelle von Fetten und Ölen, Lauge und Wasser hält man ein massives Stück Stahl in der Hand. "Edelstahl rostfrei", um genau zu sein. "Keine Gerüche mehr von Fisch, Knoblauch, Zwiebeln, Benzin oder Motoröl an den Händen", verspricht die Werbung.
Die "Seife" löse eine Reaktion aus, welche die Gerüche schonend und hautfreundlich beseitige. Man solle mit ihr einfach die Hände unter kaltem oder lauwarmem Wasser 30 bis 40 Sekunden lang waschen - und sich über den Erfolg freuen. Metallische Geruchsstopper gibt es mittlerweile in einer kreisrunden "deluxe "-Version, in Dreiecksform oder als Kranz mit "praktischem Mittelloch genial einfach aufzuhängen".
"Ich habe meine Edelstahlseife an der Spüle", ist auf einer Ratgeberseite im Internet zu lesen. "Sie ist praktisch und eine Anschaffung fürs Leben". "Wie das funktioniert, weiß ich leider nicht", meint eine andere Stimme. "Vielleicht oxidieren die ätherischen Öle des Knoblauchs und reagieren mit Metall und Wasser."
Andreas Zielonka, Leiter des unabhängigen Forschungsinstituts für Edelmetalle und Metallchemie in Schwäbisch Gmünd, hält es für unmöglich, dass Edelstahl eine physikalische oder chemische Reaktion herbeiführt, durch die Gerüche verschwinden. Untersuchungen am Institut hätten das bestätigt.
Der Elektrochemiker erklärt, dass bei einigen Metallen, wie beispielweise Silber, neben der antiseptischen Wirkung auch die Möglichkeit der Anlagerung von geruchsintensiven Inhaltsstoffen (Schwefelverbindungen) in Zwiebeln oder Knoblauch besteht. "Beim Edelstahl jedoch ist eine wie auch immer geartete Reaktion völlig ausgeschlossen. Der Vorteil des Edelstahls liegt in seiner großen Korrosionsbeständigkeit. Und die wird dadurch erzielt, dass er eine so geringe Reaktionsfähigkeit aufweist". Der Zusatz "rostfrei" komme schließlich nicht von ungefähr.
Wenn ein geruchsbefreiendes Ergebnis erzielt werde, sei dies auf die rein mechanischen Reaktionen beim Händereiben unter laufendem Wasser zurückzuführen. Und dazu könne man jeden x-beliebigen Gegenstand verwenden.