Düsseldorf Computerproblem bei Amazon legt viele Internetdienste lahm

Düsseldorf · Das soziale Online-Netzwerk Foursquare, der Internet-Dienst Reddit – eine Seite, die von Nutzern generierte Nachrichten verbreitet – sowie der digitale Auskunftsdienst Quora: Sie alle liefen Freitag laut BBC news nicht mehr. Und das, nachdem sie bereits seit Donnerstag enorme Probleme hatten, ihre Dienste im Internet zur Verfügung zu stellen. Der Ausfall war indes nicht ihre Schuld, sondern wurde durch einen Fehler bei Amazon verursacht. Denn der Online-Händler bietet mittlerweile mehr als nur Bücher, Software und Elektronik-Artikel an. Das virtuelle Kaufhaus betreibt für sein Angebot weltweit so viele Computer, dass Amazon seine Rechnerkapazitäten auch vermietet – an andere Unternehmen, die ihre Dienste über Amazons Netz-Computer laufenlassen.

Dabei bietet der Händler mehr als nur Speicherplatz an, vielmehr setzt er auf das sogenannte "Cloud Computing". Andere Unternehmen mieten also nicht mehr echte Netzwerk-PCs an, sondern setzen ihr Angebot auf das große Amazon-Netz quasi mit drauf. Das heißt, das Unternehmen meldet einen gewissen Bedarf an und bezahlt dafür gemäß den Internetzugriffen seines Dienstes. Wo die Rechner genau stehen und wie sie vernetzt sind, muss ihn da nicht mehr interessieren. Zudem kann man für seine Dienste innerhalb von Minuten mehr Kapazitäten anmelden. Um alles andere kümmert sich Amazon. Ein Service, den viele Unternehmen in Anspruch nehmen – die aber eine große Achillesferse hat, wie die vergangenen Tage gezeigt haben: Laut Amazon gibt es Probleme in einem US-Rechenzentrum in North-Virginia. Sie tauchten bereits Donnerstagfrüh auf. Bei einem klassischen Dienstleister würde man schnell einen neuen Rechner aufbauen – als Ersatz. Falls der nicht ohnehin vorhanden ist.

Bei "Cloud Computing" aber sind die Dienste nur auf quasi simulierten Computern vorhanden. Tatsächlich aber verteilen sie sich auf viele verschiedene Maschinen, die zudem räumlich weit entfernt sind. Fällt ein Rechenzentrum aus, ist es ein klein wenig wie ein Glücksspiel: Welche Daten liegen auf welchen Maschinen? Kann man auf sie zugreifen? Und nutzen sie Dienste im ausgefallenen Rechenzentrum? In Asien beispielsweise spürt man kaum etwas von der Störung. Anders sieht es in den USA und Europa aus. Unter anderem wurde auch die Produktion von "RP Plus", der digitalen Sonntagszeitung der Rheinischen Post, beeinträchtigt.

BBC News spekuliert, dass ein Hacker-Angriff von Wikileaks-Sympathisanten zu dem Absturz geführt haben könnte. Amazon hatte nach dem Eklat um die Veröffentlichung geheimer US-Regierungsdateien der Enthüllungsplattform Wikileaks die Zusammenarbeit gekündigt.

(RP)
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