Berlin "Club of Rome" warnt die Menschen

Berlin · Der Menschheit droht ein Rückfall in vorindustrielle Zeiten. Das schreiben Wissenschaftler des Forscherverbunds "Club of Rome" in ihrem neuen Bericht. Er heißt "Der geplünderte Planet".

Die moderne Zivilisation ist abhängig von Öl, seltenen Erden und Phosphat – doch diese Rohstoffe kann sie sich bald nicht mehr leisten. Zu diesem Ergebnis kommt der Forscherverbund "Club of Rome" in seinem neuen Bericht "Der geplünderte Planet". Die Forscher warnen darin vor einer Verknappung von Ressourcen und dem Zusammenbruch des Ökosystems. Schon lange bevor der Welt die Rohstoffe ausgingen, werde sie sich die Ausplünderung aber nicht mehr leisten können, betonte der italienische Autor und Chemiker Ugo Bardi in Berlin.

Bald müsse man mehr Energie in die Förderung von Öl und Gas investieren, als man herausbekomme, sagte Bardi. "Schon jetzt verbraucht die Bergbau-Industrie zehn Prozent des weltweit hergestellten Diesel-Kraftstoffs." Es seien fast nur noch Ressourcen mit geringer Konzentration übrig, für die man immer tiefer bohren und – wie beim Fracking – teurere Technologien anwenden müsse.

Das "Verglühen des fossilen Feuers" und die Zerstörung des Ökosystems mit hohen Konzentrationen von Treibhausgasen, versauerten Ozeanen und überfluteten Küsten werden die Erde nach Bardis Ansicht verwandeln. "Sie machen uns zu Bewohnern eines neuen Planeten – eines Planeten mit ganz anderen klimatischen Bedingungen und einer geringeren Ressourcenverfügbarkeit", schreibt er.

Mit dem Verschwinden fossiler Brennstoffe könne die Welt zu einer agrarischen Gesellschaft zurückkehren, sagt der Chemiker und malt ein düsteres Bild. Wenn es gelinge, die Stromerzeugung mit anderen Mitteln – wie der Solarenergie – aufrechtzuerhalten, müsse ein neues System zwar auf Autobahnen und Flugverkehr verzichten, nicht aber auf Internet, Roboter, Kommunikation über große Distanzen und Ernährungssicherheit.

Der Report erscheint 41 Jahre nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums", der den "Club of Rome" 1972 bekannt gemacht hatte. Auch hier hatte der Forscherverbund bereits vor dem Ende der Rohstoffe und vor Umweltzerstörung gewarnt. Sie gingen von einer stetig wachsenden Weltbevölkerung aus und mahnten, die Erde könne so viele Bewohner nicht verkraften. Der Bericht erschien damals in Buchform und wurde zum Bestseller. Bis heute sind mehr als 30 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauft worden. Man kann sagen, das Buch veränderte die Welt, zumindest die Sichtweise vieler Menschen auf ihren Planeten.

Der Bericht dämpfte den Glauben an einen fortwährenden Wirtschaftsaufschwung. Das Buch hat die Welt verschreckt. Und es half, die grüne Bewegung anzuschieben. Im Zusammenspiel mit der Ölkrise kurz nach Erscheinen des Bandes verankerte es den Gedanken von der Endlichkeit der Rohstoffe in der Bevölkerung. Damit trug es dazu bei, die gedankliche Basis für den Umweltschutz zu schaffen. 1973 wurde der "Club of Rome" dafür mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Ein großer Teil der pessimistischen Prognosen sei eingetreten, betonte nun "Club of Rome"-Vizepräsident Ernst-Ulrich von Weizsäcker. Sein bitteres Fazit lautet: "Die Probleme haben sich vergrößert, nicht verkleinert." Der in Freiburg lehrende Weizsäcker ist der Neffe des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Sohn des Physikers Carl Friedrich von Weizsäcker.

Der neue Report "Der geplünderte Planet" zeige auch, dass die Energiewende nur eine Vorstufe einer Ressourcenwende sein dürfe, sagte Maja Göpel vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Bereits jetzt würden so viele Rohstoffe verbraucht, dass ein Nullwachstum für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreiche.

(dpa/RP)
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