Chili con Carne im Schatten der Schwanenburg

Kleve am Niederrhein ist nicht nur sehenswert, sondern hat auch eine originelle Gastro-Szene. Wir waren beim Mexikaner.

Gut gelegen? Wer Kleve besuchen und zu Fuß erkunden will, der kann das Tijuana als zentral gelegene Ausgangsbasis nutzen. Oder nach dem Bummeln dort einkehren, um sich zu stärken - was angesichts der durchweg deftigen Angebote aus der mexikanischen Küche kein Problem sein dürfte. Das Wahrzeichen der Stadt, die Schwanenburg, ist nicht weit weg. Also - ein klares Ja auf die Frage nach der guten Lage. Die sehr eigene Niederrheinlandschaft rund um die Kreisstadt ist eh immer eine Reise wert, und das zu jeder Jahreszeit.

Gut geschmeckt? Die Karte des Tijuana präsentiert einen bunten Mix aus Fotos von Leckereien, die der Europäer der mexikanischen Küche zuordnet. Tortillas, Wraps, Chili con Carne, Burritos, Nachos, Tacos - alles da. Sieht alles sehr appetitlich aus, was die Wahl schwer macht. Wir entschieden uns am Ende für Nachos mit Käse überbacken als Vorspeise und hatten Lust auf einen gegrillten Maiskolben, danach gab's Chili con Carne und Fajita Wraps mit Hühnchen-Salat-Füllung. Was serviert wurde, erfüllte unsere Erwartungen umfassend: der wunderbar duftende Maiskolben war zum Reinbeißen pikant gewürzt. Allerdings hatten wir die Nachos unterschätzt - es kam eine derart gewaltige Portion für den ganz großen Hunger auf den Teller, dass auch ein stämmiger Caballero ins Schwitzen geriet und schließlich auf dringendes Anraten der Gattin aufhörte, die knusprigen Dinger in den zerflossenen Käse zu tunken. Das Zeug hat hohes Suchtpotenzial. Auch die gefüllten Teigrollen (neudeutsch: Wraps) waren geschmacklich eine runde Sache. Mit knackigem Salat, knusprigem Huhn und einer würzigen Sauce gefüllt, stand schnell fest: die beiden Rollen sind für normale Esser schlicht nicht zu schaffen. Am Ende ließen wir uns die zweite einpacken - für den so unvernünftigen, aber manchmal nicht vermeidbaren späten Imbiss, wenn der kleine Hunger aufwacht und partout nicht wieder ins Bettchen will. Das Chili con Carne, in einer Schale und stilgerecht mit einem Löffel, nicht mit Messer und Gabel serviert, kam so auf den Tisch, wie es sein soll: leicht mit Käse überbacken, ein Schuss saure Sahne drüber und das Hackfleisch durch langes Schmoren in der Sauce in einer feinen, fasrigen Struktur. Wunderbar. Dabei angenehm scharf mit einem leichten Nachbrenner. Wir waren zufrieden.

Den Preis wert? Hier wird man für vergleichsweise kleines Geld satt. Das macht das Lokal für Familien reizvoll, zumal die gesamte Atmosphäre sehr locker und entspannt ist. Für die Nachos zahlten wir 5,95 Euro, der Maiskolben stand mit 3,95 auf der Rechnung, das Chili mit 9,95, die Wraps mit 8,95 Euro - alles sehr preiswert. Der Riesling für 3,95 Euro (0,2 l) war ordentlich. Da nach gut gewürzten Speisen ein Durstlöscher sein musste, war eine Apfelschorle fällig - und wurde mit 2,50 Euro (für 0,3 l) bezahlt. Warum eine kleine Extra-Portion Mayonnaise mit 70 Cent berechnet wurde, erschloss sich uns nicht.

Gut bedient? Eine junge Crew ist am Start, der man den Spaß in dieser vor allem bei jungen Familien angesagten Kneipe anmerkt. Sie war fröhlich, aber kompetent, wir wurden gut beraten - und am Ende gab es eine Margarita, weil der Barkeeper bemerkt hatte, dass wir ihm fasziniert beim Mixen zugeschaut hatten.

Überraschend? Ja - die Professionalität und Qualität. Der Service nimmt die Bestellungen elektronisch auf, was den gesamten Ablauf beschleunigt. Wer Hunger hat und schnell essen will, wird das mögen. In der offenen Küche sieht man die Köche bei der Arbeit und erkennt schnell, dass frische Zutaten flott zubereitet werden.

Fazit Anerkennender Gruß an die Küche - wir haben gut und preiswert mehr gegessen, als wir wollten. Über den Extrapreis für einen Klecks Mayonnaise kann man ja noch mal nachdenken.

Info Tijuana, Opschlag 7-9, Kleve, Tel. 02821 975 89 10, kleve@bar-tijuana.de. Mo-Fr ab 16, Sa/So ab 12 Uhr

(RP)
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