Düsseldorf Chaos auf dem Schreibtisch fördert Kreativität

Düsseldorf · In unordentlicher Umgebung denken Menschen experimentierfreudiger nach.

Düsseldorf: Chaos auf dem Schreibtisch fördert Kreativität
Foto: RWTH

Das Genie beherrscht das Chaos. Meist hört man den Spruch von Menschen, die keine Ordnung auf ihrem Schreibtisch halten können. Nur eine billige Ausrede? Eine aktuelle Studie bestätigt die These vom kreativen Bürochaos. Kathleen Vohs von der University of Minnesota ließ 34 Probanden einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, wobei die eine Hälfte dies in einem adretten Büro, die andere in einer unaufgeräumten "Räuberhöhle" tun musste. Danach durften sie sich zur Belohnung entweder einen Apfel oder ein Stück Schokolade nehmen, und sie wurden gefragt, ob sie eine wohltätige Spende abgeben würden. Das Ergebnis: Wer unter geordneten Bedingungen gearbeitet hatte, griff eher zum Apfel und auch eher zum Geldbeutel, um zu spenden.

"Dies entsprach weitgehend dem, was man aufgrund vorheriger Studien erwarten durfte", so Vohs. Dass nämlich ordentliche Menschen nicht nur gesünder leben, sondern auch großzügiger sind, weil sie ja ihre Sachen wiederfinden und dadurch eher abgeben können als jemand, der in seinem Chaos einen permanenten Mangel verspürt. Doch über die Kreativität sagte dieses Ergebnis natürlich nichts aus. Also legte die amerikanische Psychologin, die selbst an einem sehr aufgeräumten Schreibtisch arbeitet, mit ihrem Team nach. In einer weiteren Studie sollten 48 Probanden in ordentlichen oder verwahrlosten Büros darüber nachdenken, wie man Tischtennisbälle jenseits ihrer sportlichen Bestimmung sonst noch nutzen könnte.

Was die Menge der Ideen anging, entwickelten die beiden Gruppen dabei keine sonderlichen Unterschiede. Wohl aber, was deren Originalität betraf. Die war nämlich bei den Probanden aus dem Chaos-Büro weitaus größer. "In einem Messy-Raum entwickeln Menschen mehr Kreativität, weil die unaufgeräumte Umgebung sie zu ungewöhnlichen Lösungswegen stimuliert", erklärt Vohs. Wer hingegen in einem ordentlichen Büro arbeite, mache eher das, was von ihm erwartet werde, und das sei eben in der Regel nichts Neues. Hierfür spricht auch ein weiterer Test, in dem Vohs ihre Probanden, abermals nach einem Aufenthalt in aufgeräumten oder unordentlichen Büros, zum Kauf von Konsumgütern aufforderte. Die Messy-Probanden entschieden sich deutlich öfter für unbekannte Produkte, zeigten sich also experimentierfreudiger. Deswegen empfiehlt Vohs Arbeitgebern, ihre Mitarbeiter zu chaotischen Arbeitsplätzen zu ermuntern, wenn sie vor allem deren Kreativität benötigen.

(RP)
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