Alternative Studentenunterkünfte Wohnen mal anders

Zug fahren, Dauercamping im Zelt oder Wohnmobil sowie eine Unterkunft als Gegenleistung für die Hilfe bei älteren Menschen – Studenten haben heute viele kreative Wohnideen.

 Wohnen auf dem Campingplatz: Für viele Studenten in der Region nicht bloßes Abenteuer, sondern Alltag und Alternative zum mangelnden Wohnraum.

Wohnen auf dem Campingplatz: Für viele Studenten in der Region nicht bloßes Abenteuer, sondern Alltag und Alternative zum mangelnden Wohnraum.

Foto: Dieker, Klaus

Zug fahren, Dauercamping im Zelt oder Wohnmobil sowie eine Unterkunft als Gegenleistung für die Hilfe bei älteren Menschen — Studenten haben heute viele kreative Wohnideen.

Kaum ist der Zulassungsbescheid der Hochschule ins Haus geflattert, geht die Suche nach der Studentenbude los. Oftmals vergehen viele Monate, denn bezahlbarer Wohnraum ist in Düsseldorf und Köln knapp. Einige Studenten haben sich daher Alternativen gesucht.

In diesem Sommer machte eine Studentin aus Tübingen Schlagzeilen, die, weil sie sowieso ständig pendelte, gar keine Wohnung mehr mieten wollte. Leonie Müller (23) kaufte sich stattdessen eine Bahncard 100 und lebte fortan mehr oder weniger dauerhaft im ICE - nur unterbrochen von einigen Aufenthalten bei Freund, Mutter und Oma. Ein Experiment, über das sie in ihrem Reiseblog berichtete.

Aber auch die Studenten im Rheinland - in Düsseldorf und Köln - kommen ebenfalls auf kreative Ideen, wenn es um die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe geht. Manche gezwungenermaßen, andere aus Überzeugung. "Wir hatten schon mal einen Studenten, der das ganze Studium über bei uns gecampt hat", sagt Bernhard Berger vom gleichnamigen Campingplatz in Köln-Rodenkirchen. Der ganzjährig geöffnete Platz beherbergt regelmäßig Studenten. Meist übergangsweise, doch immer öfter auch monatelang.

"Der Klassiker ist, dass die Eltern ein Wohnmobil besitzen und den Kindern dieses zu Semesterbeginn zur Verfügung stellen, bis sie eine Wohnung gefunden haben", sagt Berger. "Dann sind sie meistens nach drei, vier Wochen wieder weg." Andere bleiben ganze Semester. Vor einigen Tagen ist ein junger Mann mit Zelt angekommen. "Hoffentlich findet er schnell was, bevor es richtig kalt wird", sagt Berger. Dass jemand im Wintersemester zelte, sei bisher aber die Ausnahme.

Auf Campingplätzen in Düsseldorf sei es ebenfalls normal, dass Studenten die Zeit bis zur eigenen Bleibe im Wohnmobil oder Zelt überbrücken. Auf der Internetseite des AStA der FH Düsseldorf wird der Campingplatz in Lörick als Tipp angegeben. Für die Campingplätze ist das ein gutes Geschäft abseits des Ferienbetriebs. Das Basecamp Bonn beispielsweise wirbt auf seiner Internetseite sogar mit einem besonderen Angebot: für 70 Euro, inklusive Frühstück und WiFi, können Studenten auf Wohnungssuche eine Woche in bunten Wohnmobilen leben. In dem Hostel übernachten die Gäste in individuell gestalteten Wohnwagen in einer Halle.

Lena Steffens wählte einen anderen Weg, als sie vor einem Jahr ergebnislos nach einer Wohnung suchte. Mit einer Freundin lebt die 20-Jährige seit einem Jahr bei einer 95-jährigen Dame in deren Haus in Neubrück. "Es ist etwas außerhalb, aber sonst super", sagt sie. Ihre Unterkunft: eine separate Einliegerwohnung, 60 Quadratmeter, Küche, Badezimmer, zwei Schlafzimmer - die Studentinnen zahlen mit kleinen Arbeiten rund um den Haushalt. Möglich macht dies die bundesweite Initiative "Wohnen für Hilfe" mit Ableger unter anderem in Düsseldorf und Köln. Träger des Kooperationsprojekts in Düsseldorf ist das Amt für Wohnungswesen und Wohnberatung der Stadt.

In Köln kümmern sich Heike Bermond und Sandra Wiegeler um die Koordination. "Wohnen für Hilfe" ist dort der Uni angegliedert und arbeitet eng mit der Seniorenvertretung und der Stadt zusammen. Vor zehn Jahren bereits, als von der aktuellen Wohnungsnot noch nicht viel zu bemerken war, kam ein Mitglied der Seniorenvertretung auf die Idee, einsame ältere Menschen mit viel Wohnraum und Studenten zusammen zu bringen. Mit zehn Wohnungen begann das Projekt. "Heute sind es mehr als 80 Parteien jedes Jahr", sagt Heike Bermond.

Im Gegenzug zum kostenlosen Wohnen verpflichten sich die Studenten zu einer Stunde Arbeit im Monat pro Quadratmeter. Im Regelfall einigen sich die Parteien aber einfach unter sich. "Wir sorgen dafür, dass der Garten gepflegt ist, und bringen unserer Vermieterin ab und zu mal was aus dem Supermarkt mit", sagt Lena Steffens. "Das genügt ihr völlig. Wenn mal mehr anfällt, meldet sie sich einfach und wir helfen ihr dann." Die 20-Jährige studiert Soziale Arbeit und ist sehr glücklich mit ihrer Wohnsituation. "Ich würde das immer weiter empfehlen."

(RP)
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