Interview mit Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks "Wo ein Auszieh-Wille ist, ist auch ein Weg"

Viele Studenten geben finanzielle Gründe an, die einen Auszug aus dem Elternhaus unmöglich machen. Was raten Sie diesen?

 Viele Studenten sind vielleicht auch zu bequem, um auszuziehen, meint Stefan Grob.

Viele Studenten sind vielleicht auch zu bequem, um auszuziehen, meint Stefan Grob.

Foto: Kay Herschelmann

Viele Studenten geben finanzielle Gründe an, die einen Auszug aus dem Elternhaus unmöglich machen. Was raten Sie diesen?

Grob Ich würde fragen: Ist es wirklich allein das Geld? Oder vielleicht doch der - möglicherweise uneingestandene - Wunsch, es weiterhin bequem zu haben? Ich weiß, dass es in vielen Hochschulstädten sehr schwierig ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden, und dagegen agieren wir auch als Deutsches Studentenwerk politisch. Trotzdem: Wo ein Auszieh-Wille ist, ist auch ein Weg. Raus aus dem Hotel Mama! Finanzplan überdenken, günstige Wohnalternativen wie das Wohnheim realistisch prüfen - und dann noch mal ehrlich entscheiden.

Finden Sie es wichtig, dass Studenten von zu Hause ausziehen und am Studienort wohnen, anstatt zu pendeln?

Grob Ich finde es persönlich sehr wichtig, spätestens zum Beginn eines Hochschulstudiums das Nest zu verlassen. Schule - Hochschule: Das ist ein wichtiger Übergang in eine vollständige Selbstständigkeit, und das ist spätestens der Moment, in dem man sich abnabeln muss. Neue Freunde finden, ein neues Netzwerk aufbauen, vielleicht eine neue Stadt erkunden - dafür ist es jetzt Zeit.

Die meisten Studenten möchten laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks am liebsten mit dem Partner oder in einer WG leben. Das Studentenwohnheim ist weit abgeschlagen. Wie erklären Sie sich das?

Grob Ach, das beunruhigt mich nicht. Wenn Sie mich fragen, was ich mir für ein Auto wünschen würde, dann antworte ich: einen schickes Jaguar-Cabriolet. Ich fahre aber eine lottrige, alte Familienkutsche. Wunsch und Wirklichkeit klaffen schon mal auseinander. Und wir wissen aus unseren Studierenden-Befragungen: Neun von zehn Studierenden, die im Wohnheim waren, würden jederzeit wieder einziehen und empfehlen es weiter. Das Studierendenwohnheim ist die preisgünstigste Wohnform außerhalb des Elternhauses, im Bundesdurchschnitt sind es 230 Euro Warmmiete - das ist unschlagbar günstig.

(RP)
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