Studieren mit Kind Service auch an Knatschtagen

Die Heinrich-Heine-Universität, die Fachhochschule und die Stadtverwaltung unterstützen Mütter und Väter bei der Herausforderung, Kinder und Studium zu meistern.

 Özlem Langer ist froh, dass ihre Tochter Maia in die Uni Kita Abenteuerland gehen kann.

Özlem Langer ist froh, dass ihre Tochter Maia in die Uni Kita Abenteuerland gehen kann.

Foto: Holger Lodahl

Özlem Langer wollte immer eine junge Mutter sein. Im Sommer 2013 war es so weit: Die damals 25-Jährige brachte ihre Tochter Maia zur Welt. Ein guter Zeitpunkt für die Geburt, denn er fiel in die Semesterferien. "So verpasste ich weder Vorlesungen noch Seminare", sagt Özlem Langer, die im fünften Semester Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf studiert. Vater und Mutter haben sich bewusst für ein Kind noch während des Studiums entschieden, obwohl Elternschaft und Arbeit an der Uni eine große Herausforderung darstellen. Aber die jungen Eltern stehen nicht allein da. Sie bekommen Hilfe von der Universität und der Stadt Düsseldorf. "Wir sorgen mit zahlreichen Angeboten für die Möglichkeit, auch als Vater und Mutter in Düsseldorf studieren zu können", sagt Ricarda Bauschke Hartung, Pro-Rektorin für Studienqualität und Gleichstellung an der HHU.

Das Familienberatungsbüro der HHU etwa unterstützt Studierende und Mitarbeiter der Uni bei allen Fragen rund um die Familie. Eine Babysitter-Börse vermittelt private Babysitter, Freizeitangebote laden zu Sportveranstaltungen und Waldspaziergängen während der Schul- und Semesterferien ein. In Beratungsgesprächen werden Angelegenheiten besprochen, die bei überraschenden Schwangerschaften auftreten. Auch dauerhafte Betreuungsplätze vermittelt das Familienberatungsbüro.

Drei Kindertagesstätten mit 190 Plätzen gibt es auf dem Gelände der HHU, die Fachhochschule Düsseldorf bietet zudem etwa 50 Plätze an. Dazu kommen noch 100 Plätze an der Uni-Klinik. Mit diesem Angebot steht die Düsseldorfer Universität gut da, den kompletten Bedarf deckt es aber nicht. Ricarda Bauschke Hartung schätzt die Zahl der studierenden Eltern in Düsseldorf auf etwa 2000. "Um den Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken, arbeiten wir eng mit der Stadtverwaltung Düsseldorf zusammen", sagt Petra Wackers, Leiterin des Familienberatungsbüros an der HHU.

Studierende Eltern können sich im Familienberatungsbüro melden, wenn sie einen Platz für ihr Kind brauchen. Gemeinsam mit Petra Wackers überlegen sie, wie viele Stunden pro Woche die Betreuung dauern soll. Das Familienberatungsbüro vermittelt die Plätze der Kitas auf dem Uni-Gelände, hat aber auch gute Verbindungen zu Kitas in der Nähe. Sind alle Plätze belegt oder wünschen sich Studierende eine Kita in einem anderen Stadtteil am Wohnort, ruft Petra Wackers im "i-Punkt Familie" an, der städtischen Servicestelle für Kinderbetreuung.

"Dieses Netzwerk zwischen Stadt und Uni hat sich bewährt und macht Düsseldorf für Studierende und ihre Familien zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort", sagt Burkhard Hintzsche, Beigeordneter der Landeshauptstadt Düsseldorf. Er befürwortet, dass sich Uni und FH dem Thema Studium und Familie zuwenden. "Wenn Eltern ihr Studium und ihre Familie besser unter einen Hut bringen können, haben sie später sehr gute Aussichten auf einen Job, was wiederum für Düsseldorf einen wirtschaftlichen Vorteil bedeutet." So wirken Stadt und Hochschulen dem Fachkräftemangel entgegen, der als Folge des demografischen Wandels droht. Ricarda Bauschke Hartung betont weitere Vorteile. "Die Kinderbetreuung auf und nahe dem Campus spart Zeit und vermeidet Stress", sagt sie.

Özlem Langer stimmt gern zu. Sie sei früher morgens von der Wohnung aus zur Kita zu fahren, um das Kind in guten Händen zu wissen. Von der Kita aus sei sie zur Uni in die Seminare gehetzt, um später wieder durch den Feierabendverkehr zu brausen, um das Kind abzuholen. "Ich habe mit Bahn- und Busfahren täglich mehr als zwei Stunden verplempert", sagt sie.

Als Maia sieben Wochen alt war, hat sie in der Kita Abenteuerland nahe der Uni vorgesprochen und durch die Unterstützung des Familienberatungsbüros einen Betreuungsplatz bekommen. So spart sie viel Zeit pro Tag. Sogar eine Teilzeitstelle als studentische Hilfskraft konnte sie annehmen. Als Mitarbeiterin der Universität kann sie eine besondere Dienstleitung des Familienberatungsbüros nutzen. Wenn Maia nämlich mal einen Knatschtag hat und Özlem sie nicht zur Kita bringt, nimmt sie die Kleine mit an ihren Arbeitsplatz. Damit sich Maia nicht langweilt, hilft Petra Wackers mit dem Mobilen Eltern-Büro aus - einem Bollerwagen voller Spielzeug, Bilderbücher, Bausteine, Kuscheltiere und anderen nützlichen Dingen, die eine Mutter für ihr Kind braucht. Immer häufiger zieht Petra Wackers mit dem Wagen über das Uni-Gelände. Auch die Zahl der Beratungsgespräche wachse, sagt sie.

Özlem Langer kommt mit ihrem Studium gut voran. "Es ist auch eine Frage der Organisation", sagt sie. Trotz aller Vorbereitungen und der Hilfe des Familienberatungsbüros kann sie einen Plan aber nicht vollständig umsetzen. "Ich dachte, ich könnte lernen, wenn Maia ab 20 Uhr schläft", sagt Özlem Lange. "Aber zum Hausarbeitenschreiben bin ich dann oft zu erledigt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort