Semesterstart Auf dem Campus kehrt das Leben zurück

Digitale Lehre und ein verwaister Unicampus – der Studienalltag hat sich in der Pandemie verändert. Nun sollen sich zum neuen Semester die Hörsäle und Mensen endlich wieder füllen. Ein Ausblick auf die Rückkehr zum noch immer nicht ganz normalen Studentenleben.

 Rückkehr zur Lehre in Präsenz. So soll es demnächst wieder in den Hörsälen aussehen.

Rückkehr zur Lehre in Präsenz. So soll es demnächst wieder in den Hörsälen aussehen.

Foto: Jana Bauch

So groß war die Vorfreude auf das neue Semester wohl selten. Nach drei Online-Semestern kehrt der Universitätsbetrieb zurück zur Lehre in Präsenz. Aber in die Freude auf einen fast normalen Studentenalltag mischen sich auch Unsicherheiten und Sorgen bei Studierenden und Lehrenden. Lukas Moll und Malwina Scheele sind Teil des Vorstands des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Heinrich-Heine-Universität (HHU). Sie bilden somit eine Schnittstelle zwischen Universität und Studierendenschaft. Sie kennen die Pläne der Universität für das neue Semester und auch die Stimmung unter den Studierenden.

„Es gibt viele Kleinigkeiten, die es bezüglich des Präsenzsemesters noch zu klären gilt“, berichtet Moll. Grundsätzlich möchte man die Lehre vor Ort anhand einer konsequenten Durchsetzung der 3G-Regeln ermöglichen. Dabei falle die Pflicht zum Mindestabstand weg, die Maskenpflicht bleibe allerdings bestehen. Um den Impfstatus der Studierenden möglichst schnell kontrollieren zu können, soll eine entsprechende Vignette auf den Studierendenausweisen angebracht werden. Aus Gründen des Datenschutzes werde sie aber nicht direkt als Impfnachweis erkennbar sein. Für Studierende mit dieser Kennzeichnung auf dem Studierendenausweis wird es vor Veranstaltungen eine „Fast Lane“ geben, ein Art Schnelleinlass. Genesene und getestete Studierenden ohne diese Vignette müssen zur Kontrolle ihrer Nachweise durch die „Slow Lane“. Außerdem können Studierende sich auch direkt auf dem Campus testen lassen. Allerdings, so die Asta-Vertreter, werden die Tests für alle, bei denen aus medizinischer Sicht nichts gegen eine Impfung spricht, kostenpflichtig sein.

Von universitärer Seite aus sei laut Moll und Scheele bei den Lehrveranstaltungen so viel Präsenz wie möglich gewünscht. Einige Vorlesungen werden aber voraussichtlich weiterhin online zu verfolgen sein. Dafür habe man fünf Hörsäle mit einem Programm ausgestattet, welches die Dozenten und Dozentinnen aufzeichnet und zeitgleich in einem Online-Stream überträgt. Wie genau Lehre im kommenden Semester aussehen wird und in welchem Ausmaß einige Dozierende weiterhin auf ein Online-Angebot zurückgreifen werden, könne die Universität allerdings nicht vorschreiben. Die Studierenden sind von der Universität dazu aufgefordert, sofern gesundheitlich möglich, ein Impfangebot in Anspruch zu nehmen. Eine hohe Impfquote sei zentral, um eine möglichst hohe Anzahl an Präsenzveranstaltungen zu ermöglichen.

Auch in der Uni-Bibliothek soll künftig die 3 G-Regel gelten. Bisher gab es sie dort nicht, und es bestand die Pflicht zur Einhaltung des Mindestabstands. Die Lernplätze konnten daher nicht voll besetzt werden. Den Grund für die verzögerte Einführung der 3 G’s in der Unibibliothek erläutert Scheele: „Das lag daran, dass alle Bibliotheken bisher zusammen betrachtet wurden und man in den städtischen Bibliotheken einen niederschwelligen Zugang für die Gesamtgesellschaft gewährleisten wollte“, so Scheele. Nun habe das Land aber berücksichtigt, dass eine Uni-Bibliothek andere Ansprüche habe.

Die Mensen können vorerst nicht unter normalen Bedingungen öffnen. Der Mensa-Betrieb wurde zwar seit wenigen Tagen wieder aufgenommen, allerdings bietet nur die Hauptmensa Sitzmöglichkeiten an. In den anderen Mensen gibt es „To-Go“-Angebote. Gerade im Hinblick auf die Wintermonate besteht beim AStA-Vorstand Sorge, dass viele Studierende keinen Ort haben werden, an dem sie in Ruhe ihre Gerichte verzehren können.

Dieselben Regeln wie für Lehrveranstaltungen gelten fortan auch für soziale und kulturelle Aktivitäten auf dem Campus: „Die Einhaltung der 3Gs muss überprüft werden und im Einzelfall ist ein Hygienekonzept für Veranstaltungen notwendig“, erläuert Moll. Anfang Oktober steht eine Reihe an Veranstaltungen für die neuen Erstsemesterstudierenden an. Diese Veranstaltungen seien laut Aussage des AStA-Vorstands bereits genehmigt. Anders als in den Jahren vor der Pandemie werde es zwar keine gesammelte Begrüßung und Infoveranstaltung geben, aber die Fachschaftsräte der verschiedenen Studiengänge haben einzelne Aktionen in Präsenz vorbereitet, um das Angebot für die Erstsemester zu entzerren. Dazu gibt es eine virtuelle Infomesse auf der Website der HHU.

Trotz aller Regeln und Beschränkungen: Unter den Studierenden domiert die Vorfreude, da ist der AStA-Vorstand sicher. „Diejenigen, die die Online-Lehre uneingeschränkt besser fanden, sind in der deutlichen Minderheit“, sagt Moll. „Die Unsicherheit, die weiterhin vielen zu schaffen macht, ist allerdings, dass Dinge teilweise spät und widersprüchlich kommuniziert werden“, ergänzt er. Diese Ungewissheit sei der sich ändernden Gesetzes- und Corona-Lage und dem Fakt geschuldet, dass bisherige Verordnungen den Universitätsbetrieb häufig nicht konkret genug berücksichtigt haben. „Wir wünschen uns vom Land entsprechende Klarheit in den Gesetzen“, fordern Moll und Scheele. Außerdem kritisieren sie: „Studierende gehören zu der Gruppe, die immer als letztes betrachtet wurde“. Doch mit der konsequenten Planung in Richtung einer Rückkehr zum Präsenzbetrieb sei man auf dem richtigen Weg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort