Zukunftsperspektiven Bachelor - und jetzt?

Viele Studierende sind froh, dass die Zeit, in der sie in Hörsälen auf Herz und Nieren geprüft wurden, endlich vorbei ist. Doch in machen Fällen lohnt es sich, den Master ans Bachelorstudium anzuhängen. Eine sehr individuelle Entscheidung, meinen Experten.

 Im Hörsaal legen die Bachelorstudenten den Grundstein ihrer beruflichen Zukunft.

Im Hörsaal legen die Bachelorstudenten den Grundstein ihrer beruflichen Zukunft.

Foto: dpa

Unsicherheit macht sich zunehmend unter den Absolventen breit. Die erste Hürde ins Berufsleben ist mit dem Bachelor geschafft, aber reicht er für eine erfolgreiche Zukunft? Marie Dorothee Vossen hat ihre eigene Personalberatungsagentur in Düsseldorf und vertritt einen eindeutigen Standpunkt: "Wir empfehlen in 90 Prozent der Fälle, den Master anzuhängen. Nicht, weil der Bachelor nichts taugt, sondern weil wir glauben, dass ein Studium dazu da sein sollte, sich zu entfalten. Das bedeutet nicht bloß, sich das riesige Pensum an Lernstoff anzueignen, sondern auch einmal nach links und rechts zu gucken."

Seit seiner Einführung im Jahr 2002 will die Kritik einfach nicht abreißen. Der Pluspunkt, dass Studierende rund zwei Jahre jünger sind, wenn sie die Universität verlassen, hat sich in der Praxis nicht bewährt. "Soweit ich beobachten konnte, spielt es eine untergeordnete Rolle, wie alt ein Berufseinsteiger ist - zumindest im Vergleich mit dem europäischen Ausland", sagt Vossen. Dennoch betont sie, dass es wichtig sei, langfristig das Image es Bachelors aufzupolieren. Die Inhalte seien schließlich nicht schlecht, nur extrem kompakt.

Im Hinblick auf das Einstiegsgehalt gibt es allerdings Unterschiede. Ein Masterabschluss zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus. "In der Regel erhalten Masterabsolventen ein höheres Einstiegsgehalt als Bachelorabsolventen", sagt Frank Westphal, Berater im Team Akademische Berufe der Agentur für Arbeit Köln. Allerdings könne ein erfolgreicher Bachelorabsolvent in der Zeit, die ein angehender Master für dieses Studium aufwendet, bereits eine beachtliche berufliche Karriere angelegt haben. "Hierdurch kann er sowohl das Einstiegsgehalt des dann berufseinsteigenden Masters als auch dessen Karriereperspektiven übertreffen."

Emila Danz ist Recruiting Consultant bei Humaniax in Köln. Sie sucht täglich nach neuen, jungen Köpfen für große Firmen und ist ganz anderer Meinung: "Für die meisten wirtschaftlichen Zweige ist der Bachelor absolut ausreichend. Ich halte ihn für einen vollwertigen Abschluss. Vor allem, wenn ein Bewerber noch Erfahrung durch Praktika mitbringt." Einen Master anzuschließen, erachtet Danz nur in technischen Berufen für sinnvoll. "Bei den Lebensläufen, die ich sichte, ist es eher etwas Besonderes, wenn jemand zusätzlich einen Master vorzuweisen hat." Aus ihrer Erfahrung sei es beim Berufseinstieg weniger relevant, welcher Abschluss auf dem Zeugnis stehe - selbst im Hinblick auf die Hierarchie im ersten Job.

Entscheidend sind laut Frank Westphal persönliche Eigenschaften wie Identifikation mit den Unternehmenszielen, Leistungsmotivation und Kommunikationsfähigkeit. Bei Befragungen von Arbeitgebern kristallisierten sich die Auswahlkriterien für höhere Fach- und Führungspositionen heraus. "Ein Master, ein Universitäts- oder Fachhochschulabschluss werden demgegenüber als weniger relevant gesehen", sagt Westphal.

Ob es infrage kommt, den Master erst einige Jahre später anzuschließen, liegt im eigenen Ermessen. Experten raten allerdings davon ab. Ist ein Uniabgänger erst einmal auf den Geschmack des ersten Jobs mit all seinen Reizen gekommen, fällt der Weg zurück an die Hochschule schwer. Einzige Ausnahme: "Ein Jahr in die Berufswelt hineinzuschnuppern ist in Ordnung. Alles, was länger ist, empfehle ich nicht", erklärt Vossen. Dazu kommt, dass es nicht ganz leicht ist, den Master sofort anzuschließen. Die Plätze sind heiß begehrt. Absolventen müssen stets die Bewerbungsfristen im Blick haben und mögliche Wartezeiten in ihre Planung einbeziehen.

(RP)
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