Bau gefährdet Amazonas-Ureinwohner Brasilianisches Gericht stoppt Riesenstaudamm

São Paulo (RPO). Ein brasilianisches Gericht hat einen Baustopp für den drittgrößten Staudamm der Welt im Amazonas-Gebiet angeordnet. Der Bau des umstrittenen Belo-Monte-Staudamms gefährde den Fischfang der Ureinwohner, hieß es am Mittwoch zur Begründung.

 Ureinwohner des bedrohten Amazonas-Gebiets hatten immer wieder gegen den Bau des Staudamms protestiert.

Ureinwohner des bedrohten Amazonas-Gebiets hatten immer wieder gegen den Bau des Staudamms protestiert.

Foto: AFP, AFP

Das Baukonsortium dürfe keine Infrastrukturmaßnahmen vornehmen, welche den natürlichen Strom des Xingú-Flusses und damit den Fischbestand beeinträchtigten.

Das Bundesgericht des nordbrasilianischen Staates Pará untersagte dem Baukonsortium Norte Energia, das Flussbett des Xingú, eines Zuflusses des Amazonas, durch den Bau eines Hafens oder von Deichen, durch Sprengungen oder das Graben von Kanälen zu verändern.

Bautätigkeiten, die keine Auswirkungen auf die örtliche Fischerei haben, dürfen dem Gerichtsurteil zufolge fortgesetzt werden. Wenn das Baukonsortium gegen das Urteil verstößt, muss es pro Tag 200.000 Real (etwa 80.000 Euro) Strafe zahlen.

Gegen das elf Milliarden Dollar (8,1 Milliarden Euro) teure Projekt laufen indianische Ureinwohner der Region und Umweltschützer seit langem Sturm. Sie verweisen darauf, dass den Berechnungen zufolge eine Fläche von 500 Quadratkilometern geflutet werden wird und 16.000 Menschen umgesiedelt werden müssen. In ihrem Protest werden die Ureinwohner von der katholischen Kirche, aber auch von Prominenten wie dem kanadischen Starregisseur James Cameron ("Avatar") oder dem britischen Rockmusiker Sting unterstützt.

Die brasilianische Regierung beteuert dagegen, Ländereien von Ureinwohnern seien nicht bedroht. Außerdem seien Millionen ausgegeben worden, um mögliche Folgen im sozialen und Umweltbereich abzufedern. Die Regierung sieht den Staudamm als zentral für die nationale Energieproduktion an.

Mit einer Leistung von 11.000 Megawatt soll das Wasserwerk Belo Monte der drittgrößte Staudamm der Welt werden. Noch höhere Leistungen erbringen bislang lediglich der Drei-Schluchten-Stausee in China mit 18.000 Megawatt und der Staudamm Itaipú im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Paraguay mit 14.000 Megawatt.

Das staatliche brasilianische Umweltinstitut (Ibama) hatte Ende Januar die Rodung von fast 240 Hektar Wald für das Projekt genehmigt. Die Behörde erlaubte dem Konsortium Norte Energia außerdem, Zugangsstraßen zu bauen, Areale für die Lagerung von Asphalt und Holz anzulegen, sowie Einebnungsarbeiten vorzunehmen.

Im April hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission Brasilien aufgefordert, das Bauprojekt so lange auf Eis zu legen, bis die Ureinwohner konsultiert und über die Folgen des Baus aufgeklärt worden seien. Auch die Justiz des Bundesstaates Pará war gegen das Projekt vorgegangen und hatte es als "Affront gegen Umweltgesetze" bezeichnet. Doch im Juni hatte die Regierung dem Baukonsortium die Lizenz zum Bau des Belo-Monte-Staudamms erteilt.

(AFP/jre)
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