Orientierung Blindmäuse lösen Erdbeben aus

Cambridge (rpo). Blindmäuse leben unter der Erde und sind daher, wie der Name schon vermuten lässt, blind. Nun müssen sich die kleinen Nager aber in ihren Gängen orientieren. Und dazu haben sie sich eine recht ausgefallenen Methode ausgedacht: sie lösen Erdbeben aus.

Sie klopfen mit dem Kopf gegen die Wand ihrer Gänge und registrieren die reflektierten Erschütterungen mit ihren Füßen. Das haben amerikanische Forscher um Tali Kimchi von der Universität in Tel Aviv herausgefunden.

Die kleinen Nagetiere können nicht sehen und nutzen dieses seismische Verfahren, um Hindernisse zu umgehen oder um sich auf 20 bis 40 Zentimeter Tiefe unter der Grasnarbe zu halten, wo sie den Großteil ihrer Wurzel- und Knollennahrung finden. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Fachmagazin "Journal of Experimental Biology" (Bd. 208, S. 647).

Bereits bekannt war, dass sich die Wühler untereinander verständigen, indem sie mit dem Kopf gegen die Gangdecke trommeln. Diese Technik nutzen sie auch für die unterirdische Orientierung, konnten die Wissenschaftler in ihren Experimenten nun feststellen.

Kimchi und ihre Kollegen gruben dazu rund um die Mäusegänge Löcher in die Erde und schoben so genannte Geophone als Hindernis hinein. Damit werden normalerweise Erdbebenwellen gemessen.

Während sie den Hindernissen beim Graben auswichen, klopften die Nager immer wieder mit dem Kopf gegen die Gangwand, fanden die Forscher heraus. In den reflektierten Wellen dieser Miniaturbeben stellten sie dabei charakteristische Vibrationsmuster fest.

Aus der Stärke und der Streuung der seismischen Wellen lassen sich Information über Entfernung und Größe von Hindernissen im Untergrund gewinnen. Die Mäuse nehmen diese Reflexionen über ihre Pfoten wahr, konnten die Forscher zeigen, als sie einen Teil des Gangsystems so auskleideten, dass die Mäuse Erschütterungen nur am Boden fühlen konnten.

Die Wühler blieben davon unbeeindruckt und fanden im Labyrinth der Gänge problemlos ihre Artgenossen oder künstliche Rüttler, die die Mausvibrationen simulierten.

Bei einer Untersuchung der Tierpfoten fand Kimchi außerdem noch spezielle Rezeptoren für Vibrationen, die die hervorragende Anpassung an das Leben im Untergrund zeigen.

Erst vor kurzen hatten israelische und schweizerische Forscher berichtet, dass Blindmäuse zur Orientierung das Erdmagnetfeld nutzen. Das Hauptvorkommen der etwa zehn Zentimeter langen Tiere in Vorderasien und Nordafrika.

(afp)
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