Keine Exoten mehr Zahl der Privathochschulen wächst

Stuttgart (rpo). Galten sie vor einigen Jahren noch als Exoten, so liegen sie inzwischen voll im Trend: private Hochschulen. Die Zahl der "Privat-Studenten" in Deutschland hat sich seit 1992/93 von 12.000 auf derzeit 40.000 erhöht.

"Bei den Privathochschulen gibt es eine sehr dynamische Entwicklung", sagt Prof. Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh.

Außerdem habe es geradezu eine Gründungswelle gegeben: "In den achtziger Jahren sind sechs neue Privathochschulen hinzugekommen, in den Neunzigern 21 und seit 2000 noch einmal 15." Die große Mehrzahl sind mit 88 Prozent Fachhochschulen.

Zwischen den Möglichkeiten zur beruflichen Bildung und den Universitäten gebe es erkennbar eine Lücke, sagt Christiane Ebel-Gabriel, Generalsekretärin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn. "Auch die privaten Fachhochschulen füllen sie aus." Viele von ihnen zeichneten sich gerade durch ihre Nähe zu den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes aus. "Deren Absolventen sind dann für Arbeitgeber ausgesprochen attraktiv."

Die Profile der einzelnen Fachhochschulen seien aber sehr unterschiedlich, das Fächerspektrum insgesamt sehr begrenzt, sagt Ebel-Gabriel. Das kann Prof. Ziegele bestätigen: "70 Prozent entfallen auf Wirtschaft und Jura, 15 Prozent auf Mathematik, zehn Prozent auf Ingenieurswissenschaften", sagt der CHE-Experte.

Schmales Angebot, dafür hohe Spezialisierung - das ist häufig ein Merkmal privater Fachhochschulen. Das gilt auch für die PFH Göttingen. Als Studiengänge werden nur BWL und Wirtschaftsinformatik angeboten. Studienschwerpunkte sind beispielsweise Industrielles Management, Tourism and Travel Management oder E-Business. Das Studienangebot orientiert sich nach Angaben der Hochschule "an realen Bedürfnissen der Wirtschaft".

Die Finanzierung privater Hochschulen sei ganz unterschiedlich, sagt Ziegele. Im Schnitt machten die Gebühren 30 Prozent des jeweiligen Hochschulhaushalts aus. Studenten müssten derzeit für Bachelor-Studiengänge mit Gebühren zwischen 2.400 und 6.600 Euro pro Jahr rechnen.

An der Privaten Fachhochschule Göttingen kostet ein Semester in den beiden Diplomstudiengängen 3.600 Euro. Auch das trägt dazu bei, dass Bummelstudenten die Ausnahme sind: 82 Prozent der Absolventen erreichen das Diplom nach den vorgesehen acht Semestern, elf Prozent sogar bereits nach sieben.

Mit einem Fernstudium ist das Diplom privater Fachhochschulen sogar berufsbegleitend möglich. So studieren allein bei AKAD, dem Branchenführer in diesem Bereich, rund 8.500 Studierende. "Einen deutlichen Peak gibt es bei den ungefähr 30-Jährigen", sagt AKAD-Geschäftsführer Harald Melcher in Stuttgart, "verstärktes Interesse aber auch bei den über 40-Jährigen."

Ob die Zahl der Angebote privater Hochschulen weiter wachsen wird, sei schwer abzuschätzen, sagt Christiane Ebel-Gabriel. Dass es inzwischen mehr davon gibt, sieht die HRK-Geschäftsführerin positiv: "Das ist durchaus eine Bereicherung des Systems." Viele Elemente privater Hochschulen seien auch bei den staatlichen inzwischen gefragt - "die Strukturiertheit des Studiums zum Beispiel und die Praxisorientierung".

(gms)
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