Düsseldorf/Paris Wo Frankreichs Präsident Hollande studierte

Düsseldorf/Paris · Der Leiter der französischen Elite-Universität HEC erklärt, welche Bewerber es auf die Hochschule schaffen.

L'Oreal, EADS, Weltbank, Le Monde und Condé Nast - all diese Unternehmen haben eine Gemeinsamkeit. Sie werden gemanagt von ehemaligen Studenten der HEC School of Management in Paris. HEC steht für "École des hautes études commerciales". Sogar der amtierende französische Präsident Francois Hollande hat dort studiert.

Die Hochschule für Wirtschaft und Management gehört international zu den renommierten Ausbildungsinstituten. Im vergangenen Jahr belegte sie auf der Rangliste der europäischen Business Schools, herausgegeben von der "Financial Times", den zweiten Platz hinter der London Business School.

"Wir unterscheiden zwei Programme: den Pre-Experience-Master, einen Masterstudiengang ohne Berufserfahrung, und den MBA, einen Studiengang, der Berufserfahrung voraussetzt", erklärt Bernard Ramanantsoa, Leiter der Hochschule. Beide Studiengänge haben gemeinsam, dass die Bewerber einen zweistufigen Auswahlprozess durchlaufen müssen. Voraussetzung ist ein Bachelor-Abschluss einer anerkannten Universität. "Wir überprüfen den akademischen Hintergrund der Bewerber sehr genau", sagt Ramanantsoa. Dabei seien nicht nur die Abschlussarbeit und der Notendurchschnitt wichtig, sondern auch die Fächerkombination und die Ausbildungsqualität der Hochschule.

Bewerber benötigen zwei Empfehlungsschreiben von Hochschulprofessoren, die die fachliche Kompetenz belegen. Außerdem legt die HEC Wert auf soziales Engagement. Ein Motivationsschreiben ist auch Teil der Bewerbung. Die Bewerber für den MBA-Studiengang müssen drei bis fünf Jahre Berufserfahrung vorweisen.

Die Bewerbungen werden von einem Auswahlgremium gesichtet und selektiert. In der zweiten Stufe durchlaufen sie ein persönliches Auswahlverfahren. In einem Einzelgespräch mit der Auswahlkommission müssen sie sich präsentieren. "Auf einen Platz kommen etwa sieben Bewerber", sagt Ramanantsoa. Im Auswahlprozess kommt es darauf an, sich gut vorzubereiten und möglichst authentisch zu wirken, verrät der Leiter der Hochschule. Er merke, wenn jemand versuche, sich zu verstellen.

Doch an der HEC zählen nicht nur gute Noten und überdurchschnittliches Engagement. "Wir suchen Menschen mit ausgeprägten Führungsqualitäten", sagt Ramanantsoa. "Menschen, die in der Lage sind, eine Organisation von innen zu verändern." Im Fachjargon heißt das "leadership". Für Ramanantsoa bedeutet das, dass ein Mensch nicht nur die wirtschaftliche Dimension eines Problems erkennen muss, sondern auch die soziale. "Wir suchen nach Persönlichkeiten". Der Hochschulleiter unterscheidet zwischen Managern und "Leadern", die auch soziale Verantwortung übernehmen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Wissenschaft nicht alle Probleme lösen kann", sagt Ramanantsoa. "Deswegen brauchen wir Studenten, die die Komplexität der Welt verstehen." Die Hochschule hat auch eine Strategie entwickelt, wie sie Bewerber aus niedrigeren sozialen Schichten ansprechen kann. "Wir haben ein Stipendiensystem", sagt Ramanantsoa. Etwa 20 Prozent der Studenten des Pre-Experience-Masters erhalten ein Stipendium, das Ziel sei, diese Zahl auf 30 Prozent zu erhöhen. Das Studium an der privaten Elite-Universität kostet je nach Studiengang bis zu 12 000 Euro jährlich.

Auch im Ausland ist die Ausbildung an der HEC gefragt. 40 Prozent der Studenten aus dem Masterstudiengang kommen nicht aus Frankreich. Im MBA sind es sogar 85 Prozent. Auch vier deutsche Unis in Köln, Berlin, Mannheim und München kooperieren mit der französischen Elite-Universität.

(RP)
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