Keine Ossis Deutsche Unis werden von Westdeutschen geleitet

Gütersloh · Der typische Uni-Rektor ist männlich, knapp 60 Jahre alt - und westdeutsch. Eine neue Studie liefert ein bemerkenswertes Detail: Keine einzige Führungskraft der 81 deutschen öffentlichen Universitäten stammt aus einem ostdeutschen Bundesland.

 Studierende sitzen in einem großen Hörsaal der Technischen Universität München (Symbolfoto).

Studierende sitzen in einem großen Hörsaal der Technischen Universität München (Symbolfoto).

Foto: dpa/Peter Kneffel

An den rund 80 öffentlichen Universitäten in Deutschland stehen einer Studie zufolge größtenteils Männer, bevorzugt aus Westdeutschland, an der Spitze. Die typische Universitätsleitung ist männlich, deutsch und 59 Jahre alt, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Auswertung des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergab. Die Studie zeige zudem ein starkes regionales Gefälle: Jede dritte Führungskraft in den Uni-Präsidien und -Rektoraten bundesweit habe seine Wurzeln in Nordrhein-Westfalen, keine einzige stamme aus einem ostdeutschen Bundesland.

Die Soziologin Isabel Roessler, die am CHE unter anderem zum Thema Transfer und Hochschulentwicklung forscht, hat für die Studie mehr als 2.500 Daten von online veröffentlichten Lebensläufen der Hochschulleitungen ausgewertet. Ergänzend befragte sie die Präsidien und Rektorate der bundesweit 81 öffentlich-rechtlichen Universitäten, ausgenommen Pädagogische Hochschulen und Kunstuniversitäten. Stand der Erhebung ist Dezember 2018, wie es hieß.

Demnach kommen 95 Prozent der Universitätsleitungen aus Deutschland, rund ein Drittel davon aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Nicht eine Führungskraft der staatlichen Universitäten wurde dagegen in Ostdeutschland geboren, wie es hieß. „30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist eine Universitätslandschaft ohne Top-Führungskräfte mit ostdeutschen Wurzeln schon bemerkenswert“, gab der CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele zu bedenken. Er forderte zudem eine bessere Durchmischung von Akademikern aus dem In- und Ausland: „Bei den studentischen Bildungsbiografien ist die Vielfalt auf dem Campus angekommen, warum nicht auch mehr Vielfalt in den Führungspositionen?“

Auch bei der Chancengleichheit von Frauen in Führungspositionen haben die Hochschulen nach Meinung der Studienautorin noch Nachholbedarf. „Drei Viertel aller Universitäten werden aktuell von Männern geleitet“, sagte Roessler. Positiv bewertete Roessler dagegen die verschiedenen Ausbildungswege der Uni-Führungskräfte. „Unter den heutigen Hochschulleitungen finden sich neben Juristen auch Sportwissenschaftler und ehemalige Lehramtsstudenten“, sagte sie. Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Universitäten hätten sich ebenfalls verbessert.

Das CHE ist eine gemeinnützige Einrichtung, die regelmäßig das CHE-Ranking und Studien zu Hochschulthemen veröffentlicht. Gesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz.

(hebu/epd)
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