Mehr als Technik und Firmenkontakte Was Privathochschulen bieten

Düsseldorf · Kleine Lerngruppen, neueste Technik, viele Firmenkontakte und obligatorische Auslandsaufenthalte – private Hochschulen geben ihren Studenten das, was man an vielen staatlichen Unis vergeblich sucht. Das kostet 4000 bis 12.000 Euro im Jahr. Dafür gibt es aber meist auch eine Jobgarantie.

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Kleine Lerngruppen, neueste Technik, viele Firmenkontakte und obligatorische Auslandsaufenthalte — private Hochschulen geben ihren Studenten das, was man an vielen staatlichen Unis vergeblich sucht. Das kostet 4000 bis 12.000 Euro im Jahr. Dafür gibt es aber meist auch eine Jobgarantie.

Eine typische BWL-Vorlesung an einer deutschen Universität: Hunderte Studierende in einem riesigen Saal, jeder Platz besetzt, selbst die Treppenstufen. In Johannes Kubetzkos BWL-Seminar sitzen dagegen nur 16 Studenten. Die Dozenten kennen jeden persönlich, ihr Unterricht besteht aus Fragen, Antworten, Diskussion.

Johannes lernt nicht an einer staatlichen, sondern an einer privaten Hochschule. Er studiert Business Management mit dem Schwerpunkt "Marketing, Marken und Medien" an der Europäischen Medienund Businessakademie (EMBA) im Düsseldorfer Medienhafen. In Nordrhein-Westfalen sind derzeit 590.300 Studenten immatrikuliert — so viele wie nie zuvor. Und es werden noch mehr, wenn 2013 der doppelte Abiturjahrgang an die Hochschulen strömt. Glücklich, wer da noch einen Platz in einem Seminar bekommt.

Studium für 24.500 Euro

Maximal 18 Studenten pro Fach in einem Jahrgang — das dagegen ist das Credo der privaten EMBA, hinzu kommen ein verpflichtendes Praktikum von drei Monaten und zahlreiche Praxisprojekte mit renommierten Unternehmen. Der 21-jährige Johannes studiert im zweiten Semester, gefunden hat er das Angebot im Internet.

"Ich wollte nicht von vornherein an eine private Hochschule. Aber das Fächerangebot der EMBA mit der Spezialisierung auf Medien hat mich überzeugt. Ebenso wie die Tatsache, dass unsere Dozenten aus der freien Wirtschaft kommen. Sie geben im Unterricht immer praktische Beispiele." 24.500 Euro kostet das private Studium, das macht im sechssemestrigen Bachelor 680 Euro im Monat.

Bei Johannes schultern das die Eltern, ebenso wie bei Tabea Brakemeier, die an der EMBA Angewandte Medien mit dem Schwerpunkt "Sport- und Eventmanagement" studiert. "Ich wusste, dass mir hier mehr geboten wird", sagt die 19-Jährige. "Allein die Praxisprojekte, die jedes Semester anstehen: Bereits im ersten Semester haben wir eine eigene Zeitschrift entworfen und lernen nun die TV- und Videoarbeit kennen."

Dazu finden die Studenten auf den Mac-Books, die jeder zu Beginn der Ausbildung geschenkt bekommen hat, die entsprechenden Programme, selbst das nötige Equipment für Dreharbeiten ist vorhanden.

Lisanne Clemens hat sich für die private Hochschule entschieden, weil sie einmal ein Hotel managen möchte. "An den staatlichen Unis bleibt einem nur das überfüllte BWL-Studium. An der EMBA konnte ich Business Management mit dem Schwerpunkt Tourismus, Hotel- und Eventmanagement wählen", sagt die 21-Jährige. Ein Praxisprojekt der Hochschule mit dem Düsseldorfer Hyatt Hotel hat sie in ihrem Berufswunsch bestärkt.

Zwei Praktikas von mindestens drei Monaten

"Um das Studium zu finanzieren, arbeite ich in der Gastronomie. Das passt gut zusammen. Denn unsere Unterrichtszeiten sind klar geregelt: Immer montags bis donnerstags von 8.30 bis 16 Uhr." Arbeiten, um das Studium zu finanzieren — das ist auch an privaten Hochschulen eher die Regel als die Ausnahme, wie eine Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft belegt und wie Kathrin Klein, Campusleiterin der privaten EBC Hochschule Düsseldorf, betont: "Bei uns kostet das Studium 675 Euro im Monat. Ein Drittel der Studierenden bringt dies über Bafög und Studienkredite auf, ein weiteres Drittel geht nebenbei arbeiten. Beim Rest finanzieren die Eltern die Ausbildung."

Einen Nebenjob finden viele der Studenten durch die Praxisnähe der Hochschule. "Unsere Studierenden absolvieren zwei Praktika von mindestens drei Monaten, eines im Inland, eines im Ausland", sagt Kathrin Klein. "Gerade aus dem Inlandspraktikum springt oft ein dauerhafter Studentenjob heraus — oder aber das Angebot, nach dem Studium in die Firma einzusteigen."

Auch über Praxisprojekte oder die Dozenten bekommen die Studenten Kontakt zu Unternehmen. Eines Jobs können sich Absolventen beinahe sicher sein, denn die Vermittlungsquote ist hoch, und die privaten Hochschulen tun viel, damit das so bleibt.

Die EBC etwa bietet jedem Studierenden ein sogenanntes Career Coaching, in dem Ziele fixiert, Stärken und Schwächen analysiert werden. Dann wird eine Strategie gefunden, die Ziele zu erreichen und Schwächen zu beseitigen. "Außerdem bereiten wir unsere Studenten auf Vorstellungsgespräche vor und checken die Bewerbungsmappen."

Die Unternehmen bekommen nicht nur einen fachlich gut ausgebildeten Einsteiger mit viel Praxiserfahrung, sondern auch jemanden mit sehr guten Sprachkenntnissen und zwei Auslandsaufenthalten. Denn neben dem Auslandspraktikum ist auch ein Semester im Ausland an der EBC Hochschule obligatorisch.

"Die Studenten gehen im vierten oder fünften Semester an Partnerhochschulen nach Europa oder Übersee." Die Studienleistungen dort sind mit den Anforderungen der EBC hundertprozentig abgestimmt, so dass kein Zeitverlust entsteht. "Mailand, London, Hawaii, Shanghai, New York — all das ist möglich", sagt Kathrin Klein.

Die entsprechenden Sprachkenntnisse werden den EBC-Studierenden vorab in Sprachkursen vermittelt, die fester Bestandteil des Stundenplans sind. Und so bedeutet privat studieren auch: Eine 40- Stunden-Woche ist keine Seltenheit.

(anch)
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