Doktorarbeit Warum wir bloggen

Düsseldorf (RP). Meinungsseite für jedermann, professionelle Plattform, aber auch Kummerkasten - Blogs sind vieles in einem. Wissenschaftler tun es, Unternehmer, Stars, auch Teenies und Rentner: Bloggen ist aus der virtuellen Kommunikation nicht wegzudenken. Doch nicht immer steht der Dialog dabei im Mittelpunkt.

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Foto: ddp

Cornelius Puschmann kennt sich aus mit Blogs. In seiner Doktorarbeit "The corporate blog as an emerging genre of computer-mediated communication" untersucht er, ob privates Bloggen nicht auch einen wesentlichen psychologischen Nutzen hat: sich nämlich einer anonymen Öffentlichkeit mitzuteilen und sich so über persönliche Belange klar zu werden. Denn wie auch jüngste amerikanische Untersuchungen zeigen, stellen "personal musings" ­also der Ausdruck persönlicher Gedanken ­ bei über der Hälfte der Hobbyblogger den Hauptanreiz dar. Beliebte Themen sind Politik, Musik oder auch Religion.

"Die Frage der Privatsphäre stellt sich für viele im Netz anders als offline", so Puschmann, der am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft der Heine-Uni tätig ist. Eine Online-Tagebuchkultur scheine sich weltweit etabliert zu haben. Dabei ist das Interesse an Blogs von Land zu Land verschieden: So bilden laut einer ARD-ZDF-Onlinestudie hierzulande die 20- bis 29-Jährigen mit 16 Prozent die größte Gruppe, die Blogs nutzt. Insgesamt sind es acht Prozent; in Amerika hingegen ist diese Zahl viermal so groß.

Puschmann führt dies auf kulturelle Unterschiede zurück: "Wir sind internetkritischer als die Amerikaner. Zudem ist in den USA die Hemmschwelle, sich öffentlich zu äußern, geringer als hier, das Interesse an Laienaussagen hingegen größer."

Für Unternehmer haben Blogs einen eher praktischen Nutzen: Sie ermöglichen den Austausch mit Partnerfirmen, oft wird gebloggt, um Kundenmeinungen einzuholen.

Und auch im Mikrokosmos Uni geht man mit der Zeit. So findet wissenschaftlicher Dialog zunehmend online statt. Um die Neuigkeiten aus den Fakultäten zu bündeln, hat die Düsseldorfer Uni inzwischen einen Twitter-Account (Micro-Blog-Format), und Dozenten richten immer häufiger Blogs zu ihren Lehrveranstaltungen ein. Also: Ob zur Reflexion oder als Kommunikationswerkzeug, Blogs können viel und noch mehr.

(RP)
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