Düsseldorf Wann der Bachelor ausreicht

Düsseldorf · Ein weiterführendes Studium lohnt sich nicht immer - es kommt auf die Branche an.

Abitur mit 18, Bachelor mit 21 - und dann wartet das Arbeitsleben. Es sei denn, Hochschulabsolventen entscheiden sich, nach dem ersten Abschluss direkt einen Master anzuschließen. Dann gehen in der Regel noch einmal zwei Jahre vor dem Jobeinstieg ins Land. Ob es ein Master sein muss, wann junge Menschen ihn machen sollten und ob er sich für sie auszahlt - das kommt auf das Fach, den Job und die Persönlichkeit an.

"Der Master lohnt sich für alle, die ihre wissenschaftliche Qualifikation ausbauen wollen", sagt Andreas Ortenburger. Er ist Hochschulforscher am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover. Verlangt werde der Master in der Regel von Naturwissenschaftlern. Notwendig sei er für eine Karriere in der Wissenschaft. Hinzu kommt noch ein Gesichtspunkt fernab des Fachstudiums: Durch den Master gewinnen Studenten Zeit, und sie können persönlich reifen, sagt Marcus Reif, Recruiting-Chef bei Ernst & Young.

Derzeit entscheidet sich die Mehrheit der Studierenden für einen Master. Fast drei von vier (72 Prozent) Bachelorabsolventen stehen ein Jahr nach dem Abschluss in einem weiterführenden Studium - oder haben es zumindest vor, sagt Ortenburger. Er bezieht sich dabei auf eine Studie von 2012.

Dennoch: In der Wirtschaft ist ein Master nicht immer Voraussetzung, um einen Job zu bekommen. Das sieht man zum Beispiel am Sportartikelhersteller Adidas. "Wir wollen Kandidaten finden, die zu uns und unserer Unternehmenskultur passen", erzählt Simone Lendzian, Sprecherin für den Personalbereich. Ob das der Fall ist, hänge nicht in erster Linie von dem Abschluss ab. Wichtiger sei, dass die Bewerber sportbegeistert und weltoffen sind und internationale Erfahrung mitbringen. "Wir wollen sehen, dass die Bewerber auf eigenen Füßen stehen." Gesucht seien zum Beispiel Absolventen aller Wirtschaftsstudiengänge sowie aus dem IT-Bereich.

Bei Ingenieuren ist ein Master ebenfalls kein Muss. Der Bachelor sei auf dem Arbeitsmarkt gern gesehen, erklärt Ina Kayser, Expertin für Arbeitsmarktfragen beim Verein Deutscher Ingenieure. Unternehmen schätzten an jungen Absolventen, dass sie formbar sind. Wer sich für den Bereich interessiert, sollte beispielsweise Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren. Das sei sinnvoller, als sich schon im Bachelorstudium auf eine Nische einzulassen, die es in zehn Jahren so möglicherweise nicht mehr gibt. Danach sei es am besten, durch Weiterbildung am Puls der Zeit zu bleiben. Im IT-Bereich sei ein Master gern gesehen, aber kein Muss. Der Bachelorabschluss sei voll akzeptiert, sagt Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte beim IT-Branchenverband Bitkom. Eine Präferenz für Masterabsolventen gebe es im Bereich Beratung sowie in Feldern wie IT-Sicherheit und Big Data.

Mancher entscheidet sich möglicherweise auch deshalb für den Master, weil er hofft, dadurch das Risiko zu vermindern, arbeitslos zu werden. "Das wissen wir aber nicht", erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Der Arbeitsagentur liegen keine Zahlen vor, ob zum Beispiel Bachelorabsolventen häufiger arbeitslos sind als Masterabsolventen. "Ob ein Master notwendig ist, kommt total auf die jeweilige Branche an", sagt er.

(DPA-TMN)
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