Erste vegane Mensa Deutschlands Erste vegane Mensa: „Schmeckt trotzdem!“

Berlin · An der Technischen Universität in Berlin ist eine Cafeteria zur veganen Mensa umgebaut worden.

 Blick in die Küche der veganen Mensa der TU Berlin.

Blick in die Küche der veganen Mensa der TU Berlin.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Etwas irritiert lässt der junge Mann den Blick über die Theken schweifen. Wo ist das Fleisch geblieben? Er fragt die offiziell aussehende Frau – es ist die Sprecherin des Berliner Studierendenwerks, die gerade durch die neue Mensa führt. Jana Judisch erklärt ihm, dass es hier jetzt nur noch veganes Essen gibt, er Fleisch aber weiter in der großen Mensa im Obergeschoss bekommen könne. Mit Blick auf seinen vollen Teller versichert sie: „Schmeckt trotzdem!“

Seit Ende März ist Berlins erste und Deutschlands wohl größte rein vegane Mensa geöffnet. Auf dem Campus der TU Berlin wurde dafür eine ehemalige Cafeteria umgebaut. Von Mensa-Muff keine Spur: Viel Glas, hippe Lampen, Sessel – der Lounge-Bereich, wo Studierende vor ihren Laptops sitzen, ist eingerichtet wie eine Kaffee-Bar. Es brauche heutzutage eine andere Ästhetik, sagt Judisch. „Sonst kommen die Studierenden nicht mehr.“

Klar, dass das Studierendenwerk auch mithalten muss bei einem der größten Essenstrends der vergangenen Jahre unter gesundheits- und umweltbewussten jungen Städtern: pflanzliche Ernährung, teils sogar glutenfrei. Das sei gefragt, sagt Judisch. Die Studenten bekommen nun ein im Wortsinn buntes Angebot: zum Beispiel Kürbis-Chiasamen-Bratlinge, Asiatisches direkt aus dem Wok, Linsen-Grünkern-Curry, Salate und Süßes. Alles ohne Fleisch, Käse, Ei, Milch und andere tierische Zutaten.

Die nach eigenen Angaben bundesweit erste und bisher einzige vegane Mensa gibt es in Nürnberg, seit 2017 werden dort pro Tag bis zu 150, manchmal auch 200 vegane Essen ausgegeben. Seit 2010 gibt es zudem an der Freien Uni in Berlin die vegetarische Mensa „Veggie No. 1“. Der Name der neuen Mensa „Veggie 2.0“ knüpft daran an. 500 oder mehr Besucher werden täglich angepeilt. Damit ist sie im Vergleich zum Pendant im Obergeschoss mit täglich mehr als 4500 ausgegebenen Essen immer noch ein Nischenangebot.

Schaut man sich sonst in Berlin um, ist vegane Gastronomie fast schon normal geworden: Portale im Netz zeigen zwischen 70 und 100 solcher Cafés, Imbisse und Restaurants an. Zielgruppe der Vegan-Mensa seien nicht nur reine Veganer, sondern auch Vegetarier und Menschen, die kein Schwein essen wollen, sagt Köchin Nicole Graf. „Wir wollen niemanden bekehren.“ Grundsätzlich können auch Externe mit einer Mensakarte zur bargeldlosen Bezahlung in den Berliner Mensen essen – zu einem etwas höheren Preis. Primär sind die Einrichtungen aber zur Versorgung der Studenten da.

Köchin Graf hat eine Art Weiterbildung in veganem Kochen gemacht und kennt nun Tricks, um zum Beispiel das Ei im Kuchen (mehr Öl oder Banane) und Proteine in herzhaften Gerichten (mit Hülsenfrüchten etwa) zu ersetzen. Umstrittener Fleischersatz wie Sojawurst kommt bei ihr vorerst nicht in die Pfanne: zu teuer im Einkauf, sagt Graf. Der Preis ist nach wie vor ein Faktor: Die Bratlinge mit Beilage und Soße kosten Studierende 1,75 Euro. Hungrige kommen da in Scharen.

Figurbewusste sollten die Bratlinge aber nicht unbedingt täglich essen, sagt Graf – vegan sei nicht zwangsläufig immer auch gesund. Sie selbst isst nicht rein vegan. Wie unideologisch sie an das Thema herangeht, zeigt ein Dessert, das sie kürzlich privat serviert habe: veganes Mousse au Chocolat (aus Seidentofu) – mit Eierlikör.

(dpa)
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