Hochschulrektorenkonfernz in München Universitäten fordern mehr Geld für Bildung

München (rpo). Mit dem Ruf nach mehr Geld für die Universitäten hat am Montag in München die diesjährige Hochschulrektorenkonferenz (HRK) begonnen. HRK-Präsident Peter Gaehtgens forderte zu Beginn des zweitägigen Treffens der Spitzenvertreter von 262 deutschen Universitäten Bund und Länder auf, mehr in die Hochschulen zu investieren, damit Deutschland bei der Akademikerquote nicht länger "im OECD-Vergleich die rote Laterne" bleibe.

Gaehtgens begrüßte die Ankündigung mehrerer Bundesländer, Studiengebühren einzuzuführen. Der HRK-Präsident betonte zugleich, "dass es insgesamt bei der Bewältigung unserer Aufgaben nicht allein um Geld gehen kann". Auch an den Hochschulen herrsche "innerer Reformdruck". Er warb um einen neuen Konsens zwischen Staat und Hochschulen, "die neben den Leistungserwartungen auch die Zusage auskömmlicher Finanzierung enthält". Die Universitäten nähmen dabei auch "die Tatsache leerer Kassen zur Kenntnis, die in einigen Bundesländern schon zu verfassungsbedenklichen Haushalten führen".

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sprach sich zu Beginn der unter das Motto "Finanzierung der Hochschulen - Finanzierung der Zukunft" gestellten Konferenz erneut für die Einführung von Studiengebühren auf breiter Ebene aus. Studiengebühren förderten den Wettbewerb unter den Hochschulen und den Ländern. Stoiber versprach zugleich erneut, dass die angekündigte Einführung in Bayern sozialverträglich gestaltet werden solle, und die Mittel allein den Universitäten zur Verfügung gestellt würden.

Der CSU-Chef sagte, dass Deutschland bei der Hochschulbildung wieder Weltspitze werden müsse. Derzeit gehe jedoch jeder siebte in Deutschland promovierte Nachwuchswissenschaftler in die USA. Auch drei von vier Nobelpreisträgern deutscher Herkunft arbeiteten in Amerika. "Diesen Trend müssen wir umkehren", forderte Stoiber. "Spitzenkräfte müssen in Zukunft wieder gerne in Deutschland bleiben und gerne nach Deutschland kommen."

Gaehtgens forderte die Bundesländer auf, bei der von einzelnen Regierungen geplanten Einführung von Studiengebühren bundesweite Lösungen im Interesse der Mobilität nicht von vornherein unmöglich zu machen. Studiengebühren alleine reichten jedoch nicht aus, um den Anteil der Hochschulabsolventen langfristig von heute 35 auf 50 Prozent zu steigern, wie es politisches Ziel sei.

"Es steht außer Frage, dass auch die zu erwartende weitere Expansion der Studierendenzahl im Wesentlichen öffentlich finanziert werden muss", sagte der HRK-Präsident. Dies sei "eine erhebliche öffentlich Finanzierungsaufgabe".

Unterfinanzierung verstärkt Ungerechtigkeit

Er kritisierte, dass die von den Bundesländern zur Verfügung gestellten Mittel im Verhältnis je Student jedoch rückläufig seien. Die Sparprogramme in einzelnen Bundesländern nannte er "zum Teil beängstigend". Die bauliche und technische Ausstattung einzelner Hochschulen sei zunehmend unzureichend und in Einzelfällen sogar sicherheitsgefährdend, warnte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.

Die Unterfinanzierung der Hochschulen und "ein höchst selektives Schulsystem" sind Gaehtgens zufolge wesentliche Gründe für eine soziale Schieflage des Bildungswesens: "Von 100 Kindern aus der sozial besser gestellten Bevölkerungsschicht beginnen nach dem Ende ihrer Schulzeit etwa 85 eine Hochschulausbildung, von hundert Kindern aus sozial weniger gut gestellten Familien nur etwa elf", mahnte der Professor.

(ap)
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