Marburg Unis kümmern sich verstärkt um mögliche Studienabbrecher

Marburg · Eine Untersuchung des Hochschul-Informations-Systems gelangte vor zwei Jahren zu dem Ergebnis, dass fast ein Drittel der Bachelor-Studenten das Studium abbricht. Gescheiterte Prüfungen, Wahl des falschen Studiengangs, mangelnde Berufschancen, der Job frisst das Studium auf - das alles seien typische Gründe, sagt Ulrikka Richter von der Studienberatung der Universität Marburg.

"Es gibt zwei Komponenten", erklärt Harald Parzinski vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft: "Hohe Abbrecherzahlen bei Studenten, aber auf der anderen Seite werden Fachkräfte gesucht." Parzinski hat eine Informations-Veranstaltung für Studienzweifler in Marburg mit initiiert. Ähnliche Angebote gibt es auch an anderen hessischen Unis - ein bundesweit einmaliges Projekt, wie Parzinski sagt. Er versucht, mit dem hessenweiten Netzwerk "Berufliche Integration von möglichen Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen" viele Anlaufstellen für Studenten zusammenzubringen: nicht nur Studienberatung und Arbeitsagentur, sondern auch Bildungsberatungen von Handwerk und Wirtschaft.

"Sind Mediziner hier?", fragt Berufsberater Losse in den Raum. Dann liege eine Ausbildung zum Physiotherapeuten nahe. Die hätten gute Berufsaussichten, sagt Losse, "aber nicht so gute wie ein Arzt". Er rät, das "Studium irgendwie zu retten". Im Jahr 2012 waren nur 2,5 Prozent der Akademiker arbeitslos, rechnet er den Studienzweiflern vor. Der Bedarf an gut ausgebildeten Leuten werde steigen: "Die Bürokauffrau der Zukunft wird eine Studierte sein."

Studienberaterin Ulrikka Richter reicht bei der Informationsveranstaltung Zettel herum, mit deren Hilfe die Studenten ihre Entscheidungen vorbereiten sollen: "Neuorientierung - Studienfach wechseln - betriebliche Ausbildung" heißen die Rubriken. In ihre Sprechstunden kämen viele, "die nach dem Abi Hals über Kopf ein Studium begonnen haben", sagt sie - oft gedrängt von den Eltern. "Jetzt stoßen wir den Prozess der Studienorientierung noch einmal an, der nach dem Abitur verpasst wurde", erläutert Richter. Auch sie rät den meisten, weiter zu studieren.

(EPD)
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