"Zulassungs-Controlling" Uni Düsseldorf überbucht Studienfächer

(RP). Viele Studienplätze bleiben zu Semesteranfang unbelegt, weil Studenten kurzfristig abspringen. Diese Plätze füllen die Unis durch mehrere Nachrückverfahren während des Semesters. Um das zu verhindern, überbucht die Heine-Uni ihre Fächer um bis zu 500 Prozent.

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Foto: gms

Je länger es dauert, bis Studierende ihren Studienplatz haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie am Ende ein Semester verlieren — weil sie zu viel Stoff verpasst haben oder wegen Fehlstunden keinen Schein machen dürfen. Gerade den künftigen Medizinern geht das immer wieder so, betonte der stellvertretende Studiendekan der Heine-Uni für Medizin, Ulrich Decking, kürzlich. Doch auch den Soziologen, Biologen oder den Kunsthistorikern läuft die Zeit davon. In den vergangenen Wintersemestern brauchten die meisten zulassungsbeschränkten Fächer der Heine-Uni drei, vier oder sogar fünf Nachrückverfahren, bis endlich alle Studienplätze voll waren.

Bewerbungen an vielen Unis

Damit soll jetzt Schluss sein. Denn den Grund dafür kennt Planungsdezernent Jan Gerken: "Da die Studierenden nicht wissen, an welcher Uni sie angenommen werden, bewerben sie sich an mehreren Hochschulen und entscheiden sich dann für den Standort, der ihnen am meisten zusagt." Den anderen sagen sie ab — und dort wird dann ein Platz wieder frei, der eigentlich längst verplant war und nun neu besetzt werden muss. Häufig dauerte es bis November oder Dezember, bis alle Plätze vergeben waren und die Studierenden loslegen konnten. An der Heine-Uni will man diesem Trend entgegenwirken und testet nun, wie man die Zahl der Nachrückverfahren reduzieren und die Studienplätze schon im Hauptverfahren füllen kann. In Absprache mit dem Rektorat hat das Dezernat für Hochschulmanagement ein Zulassungs-Controlling eingeführt: "Wir empfehlen den Fächern, absichtlich um das Vier- bis Fünffache zu überbuchen", erläutert Dezernent Jan Gerken. "Denn die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass es einen großen Schwund gibt und dass Fächer, die nur zwei- bis dreifach überbucht wurden, erst spät oder gar nicht mehr voll wurden."

Überbuchung um 500 Prozent

In der Psychologie etwa wurden im Hauptverfahren statt 120 Zulassungen für 80 Plätze wie im Vorjahr gleich 400 verschickt. Es gab einen Rücklauf von 140 Zusagen, der jedoch schon auf 120 geschrumpft ist. "Wir waren mit einer Überbuchung um 500 Prozent sehr mutig", sagt Axel Buchner, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Experimentelle Psychologie. "Aber wir wissen einfach, dass nur ein gewisser Teil der Bewerber ernsthaft interessiert ist." In der Tat: Denn beworben hatten sich ursprünglich ca. 3400 Studenten. Für die 223 Plätze in BWL hatte es sogar knapp 3900 Bewerbungen gegeben — trotz der 800 verschickten Zulassungen sind aber erst 180 Plätze vergeben. Zum selben Zeitpunkt waren es jedoch 2007 nur 139. In der Biologie sind schon alle Plätze vergeben.

Insgesamt sind 2675 Neuanfänger-Studienplätze verteilt — am 30. September 2007 waren es nur 2216. Axel Buchner sieht daher ebenso wie Jan Gerken in dem neuen Verfahren den Vorteil, dass Nachrückverfahren reduziert werden. Doch er weiß um das Risiko: "Wenn zu Semesterbeginn alle 120 Erstsemester da wären, wäre das katastrophal."

Doch einen Königsweg scheint für die Zulassung scheint es nicht zu geben. "Die Kunst liegt darin, zu erreichen, dass bei Wechseln vor Semesterbeginn die Kapazität eines Studiengangs nicht über- und nicht unterschritten wird", so Gerken. "Und wenn wir schnell sind mit der Vergabe, bekommen wir sogar die Abiturbesten."

(RP)
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