Für viele eine Alternative Studieren von zu Hause

Düsseldorf (RP). Für junge Mütter, behinderte Menschen oder Azubis sind sie die ideale Alternative zur Präsenz-Universität: Fernunis. Studiert wird nicht im Hörsaal, sondern am heimischen PC. Die Dozenten sind per E-Mail oder Chat erreichbar.

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Hörsäle, Seminarräume und Mensa gibt es beim Fernstudium nicht. Der eigene Schreibtisch zu Hause ist der Campus. Studienmaterialien kommen per Post nach Hause - auch ins Ausland -, Dozenten stellen Übungsaufgaben und Kontrolllösungen ins Internet. Außerdem werden die Studierenden mit interaktiven CD-ROMs, Audio- und Videokassetten ausgestattet. Bei den meisten Fernunis im Angebot: Das Online-Lernen. Dabei ruft der Student Aufgaben im Internet ab. Über Chats, Newsgroups und E-Mail können Dozenten befragt werden, aber auch ihrerseits den Studierenden Tipps geben.

Für wen ist es geeignet?

Fernunis richten sich vor allem an diejenigen, die kein Studium an einer Präsenzhochschule aufnehmen können. Also Berufstätige, Eltern und Alleinerziehende, Wehr- und Zivildienstleistende, aber auch begabte Schülerinnen und Schüler. "Die allermeisten unserer Studenten sind berufstätig, viele sind Azubis", sagt Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin der Fernuni Hagen. "Sie können durch das Studium Zusatzqualifikationen erwerben, die sie im Job nach vorne bringen. Und das, ohne ihren Arbeitsplatz zu verlieren."

Auch für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten eignet sich das Fernstudium. Sehbehinderte oder Blinde können beispielsweise an der Fern-Universität Hagen speziell aufbereitete Kurse belegen. Sie erhalten wissenschaftliche Texte in Punktschrift. In Hagen können außerdem auch Inhaftierte ein Studium aufnehmen.

Welche Studiengänge gibt es?

Grundsätzlich bieten die meisten Fernuniversitäten die Abschlüsse Bachelor (BA), Master (MA) oder Diplom an. Sehr viele Studiengänge gehen in die Richtung Wirtschaftswissenschaften, zum Beispiel "Diplom-Wirtschaftsingenieur" (Fern- uni Hagen) oder "Bachelor of Arts Betriebswirtschaft" (AKAD Privat-Hochschulen). Insgesamt gibt es aber ein breites Angebot vom "Bachelor of Laws" über "Gesundheitsökonomie", "Schulmanagement" bis zu "Kultur- und Sozialwissenschaften". Die Studenten können wählen, ob sie ein Studium in Voll- oder Teilzeit (weniger Semesterwochenstunden) absolvieren wollen.

Wie lange dauert das Studium?

Wie an einer Präsenzhochschule auch, dauert ein Bachelor-Abschluss an einer Fernhochschule etwa sechs bis sieben Semester. Da das Studium aber den individuellen zeitlichen Möglichkeiten der Studierenden angepasst wird, insbesondere, wenn sie berufstätig sind, dauert ein Fernstudium in der Regel 1,5 mal so lang wie ein Regelstudium. "Für viele Studenten ist vor allem der BA-Abschluss attraktiv, weil man hier auch im Fernstudium in drei bis vier Jahren einen Abschluss machen kann. Das Diplom dauert in Teilzeit natürlich schon sieben bis 10 Jahre", sagt Susanne Bossemeyer.

Wie mache ich Prüfungen?

Zu mündlichen Prüfungen und Klausuren - und für wenige Präsenzseminare - muss der heimische Schreibtisch verlassen werden. Allerdings bieten die Fernhochschulen die Prüfungen und Seminare zeitgleich in mehreren deutschen Städten an. Die Studenten fahren also zur nächstgelegenen. Hausarbeiten können natürlich zu Hause geschrieben werden.

Was kostet das Studium?

Die Fernuni Hagen, die Universität des Landes NRW ist, berechnet ihren Studenten pro Semesterwochenstunde 20 Euro Materialkosten. Bei einem Vollzeitstudium mit 18 Semesterwochenstunden wären das also 360 Euro pro Semester. "Studiengebühren werden wir zunächst bis zum Jahr 2009 nicht erheben", sagt Susanne Bossemyer. An einer privaten Fernuni wie etwa der AKAD Privat-Hochschule kostet zum Beispiel der BA Betriebswirtschaft 220 Euro pro Monat.

Vor- und Nachteile der Fernuni?

Das Fernstudium ist extrem flexibel. Studieren ist an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich. Familien- und Berufsleben und sogar Auslandsaufenthalte sind so mit dem Studium vereinbar. Außerdem kann man aus einem breiten Angebot wählen. Durch den Einsatz unterschiedlicher Medien ist das Lernen sehr abwechslungsreich. Wer ein Fernstudium absolvieren möchte, muss diszipliniert sein. Denn wer ständig Übungen verschiebt, sich vom Fernsehen oder Freunden ablenken lässt, der kommt auch zu keiner Prüfung und keinem Abschluss - wie an einer Präsenzhochschule auch.

Ein Nachteil ist der seltene Kontakt zu Dozenten und Kommilitonen. Auch spontane Dialoge und Diskussionen über ein Thema gibt es nicht. Zudem kostet das Fernstudium im Schnitt mehr als ein "normaler" Uni-Abschluss.

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