Köln Studienwahl: Beraten, aber nicht reinreden lassen

Köln · Mit der letzten Prüfung geht für Abiturienten ein großer Lebensabschnitt zu Ende. Zwischen Lernstress und Abschlussball wird eine wichtige Entscheidung gern aufgeschoben: Was kommt danach? Durch jahrelange Erfahrung aus Workshops mit Abiturienten kennt die Diplompsychologin und Professorin an der International School of Management (ISM), Charlotte Malycha, die Problematik und gibt Tipps für eine Entscheidungsfindung ohne Frust.

"Es lohnt sich, zunächst eine Übersicht über die eigenen Talente und Fertigkeiten zu erstellen", erklärt Malycha. "Neben diesen Eigenschaften zählen auch die eigenen Interessen und Werte. Was ist mir wichtig? Auf was kann ich nicht verzichten?" Eltern und Freunde können dabei helfen, die eigene Einschätzung zu erweitern. Gerade die Stärken sind für andere Personen leichter zu erkennen. Auch Online-Portale mit Persönlichkeitstests und Berufsvorstellungen können bei der Orientierung helfen.

Unsicherheit gibt niemand gern zu. Dabei täuscht meist der Eindruck, die anderen wüssten, was sie nach dem Abitur machen wollen, weiß Charlotte Malycha. "Im Grunde geht es allen gleich, aber nur wenige sprechen offen darüber. Dabei wäre es hilfreich, sich mit anderen zusammenzuschließen, die in eine ähnliche Richtung möchten. Man kann sich zum Beispiel gegenseitig unterstützen, indem man Infos austauscht, gemeinsam recherchiert und sich auch die Hochschulen gemeinsam ansieht."

Gerade in der Schulzeit gibt es viele Einflüsse von außen, an denen sich Schüler orientieren. "Viele suchen nach dem, was auch gesellschaftlich gut angesehen ist. Den Schülern ist oft nicht bewusst, dass ihre Meinung Wert hat und sie ihrem eigenen Urteil vertrauen können", so Malycha. "Wirklich glücklich im Studium und im Job kann ich aber nur werden, wenn es nicht von außen vorgegeben ist, sondern tatsächlich zu mir passt", sagt die Expertin.

Der hohe Erwartungsdruck lässt die Beschäftigung mit der Studienwahl oft zum Muss werden. Abiturienten sollten aber nicht vergessen, dass sie zum ersten Mal selbst entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Und: "Es ist immer möglich, sich umzuorientieren und eine andere Richtung einzuschlagen", beruhigt Malycha. "Auf dem Weg ins Berufsleben werden sich immer Gabelungen auftun, an denen man erneut wählen kann."

(RP)
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