Düsseldorf Studenten pauken mit Online-Nachhilfe

Düsseldorf · Im Studium können Youtube-Videos, kostenlose Vorlesungen im Netz und virtuelle Tutorien bei der Klausurvorbereitung helfen.

Nachhilfe für Studenten: Vor einigen Jahren noch völlig undenkbar. Durchs Studium musste man sich halt irgendwie durchwurschteln, lediglich bei Juristen war das klassische Repetitorium zum Studienende Pflicht.

Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild: Es gibt Youtube-Videos zu Matheproblemen, Online-Nachhilfe für Wirtschaftswissenschaftler und ganze Vorlesungen in Biologie oder Marketing von US-Spitzenunis im Netz. Grundsätzlich muss man zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Angeboten unterscheiden - und ob man mit seinem Nachhilfelehrer kommunizieren kann.

Kostenlos auf Youtube Rund 503.000 Treffer erzielt, wer bei Youtube "Mathe" eingibt. Es wird aufgeschlüsselt, was lineare Algebra, Analysis, Stochastik oder ein Vektorraum ist. Einfache Erklärungen geben einen Überblick über Logarithmen oder Funktionen. Auch zu Bio, Chemie und Physik gibt es tausende Videos, die unterschiedlich professionell gemacht sind. Manche haben viele Animationen, einige sind tatsächlich von Professoren, andere von Studenten.

Besonders erfolgreich mit ihren Videos sind Alexander Giesecke und Nicolai Schork aus Mosbach. Ihr Youtube-Kanal "The Simple Club" hat über eine Million Abonnenten und bietet inzwischen diverse Kanäle wie "Math", "Physics", "Biology", "Chemics" oder auch "History" und "Economics". Ihre Videos sind im Comic-Stil gehalten, kurzweilig und werden mit rockiger Musik unterlegt oder humorvoll kommentiert.

Die Youtube-Angebote sind natürlich kostenlos - Werbung muss man allerdings schon ab und an ansehen - und gut für alle, die beispielsweise etwas in einer Vorlesung nicht verstanden haben und es sich nochmal von jemand anderem erklären lassen wollen. Rückfragen kann man über die Kommentarfunktion unter den Videos auch stellen - nicht immer antwortet der Profi, der das Video erstellt hat, aber man bekommt Einschätzungen anderer User. Inhalte, die man für sein Studium präsent haben muss, lassen sich über ein Video nochmal anders vorbereiten. Wer seinen Stoff wiederholen möchte, für den sind die Online-Angebote eine gute Möglichkeit.

Videos von Professoren und Hochschulen Wer es noch etwas wissenschaftlicher will: Auch Unis und Professoren stellen Videos online. Einer der bekanntesten ist Jörn Loviscach. Der Matheprofessor der Uni Bielefeld hat über zwölf Millionen Klicks weltweit erreicht. Dabei zeigen seine Filmchen meist ein Blatt Papier, auf dem Rechenwege erläutert werden. "Etwas 1000 Mal erklären, zurückspulen, und nochmal erklären, dafür sind Videos super", sagt Loviscach. In seinen Vorlesungen könne er dann mit den Studenten wirklich arbeiten und Probleme diskutieren. Kostenlos Vorlesungen bei Professoren aus der ganzen Welt belegen - das ermöglichen auch so genannte Massive Open Online Courses, abgekürzt MOOCs. Ob "Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung", "DNA - From Structure to Therapy", "Grundlagen des Marketing" oder "Imagining Other Earths": Im Angebot sind solche der US-Spitzenunis Princeton und Stanford, aber auch die RWTH Aachen oder die TU München sind dabei. Sie stehen auf Plattformen wie Coursera (www.coursera.org), edx ("http://www.edx.org/") oder Iversity (https://iversity.org/de) jedem offen. Sie enthalten abgefilmte Vorlesungen, teilweise mit eingestreuten Fragen und anschließenden Tests. Wie im normalen Universitäts-Betrieb gehen die Vorlesungen über mehrere Wochen. Gerade bei Massenfächern lohnen sich die MOOCs. Denn Simulationen und Quizfragen machen sie zum Teil sogar interaktiver als eine reine Vorlesung.

Online mit einem Tutor lernen Studenten, die Aufgaben für die anstehende Klausur immer noch nicht verstanden haben, können auch auf Einzelunterricht zurückgreifen. Wer nicht am Schwarzen Brett oder über die Fachschaft nach Nachhilfe aus einem höheren Semester suchen will, der kann auch im Netz nach einem Tutor suchen und sich oft auch direkt online verabreden. Über "http://www.studybees.de/" beispielsweise ist die Suche ganz einfach: Studenten geben ihre Uni und ihr Fach ein und bekommen Nachhilfelehrer angezeigt. Und zwar Kommilitonen.

So kann man etwa in Bochum mit Christopher Chemie pauken, Energie- und Verfahrenstechnik mit Patric in Berlin oder Architektur mit Angelina in Stuttgart. Unter dem Profil jedes Tutors steht auch direkt, was man für eine Stunde Nachhilfe bezahlen muss - meistens 15 bis 20 Euro. Und: Man kann sich entweder zu einem persönlichen Treffen oder zur Online-Nachhilfe verabreden. Und anders als beim Video können die Studenten dann natürlich auch Nachfragen stellen und ihre individuellen Probleme mit dem Nachhilfelehrer diskutieren.

(RP)
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