Engagement auf ganzer Linie Stipendien für begabte Studenten

Dresden/Bonn (RPO). Besonders begabte Studierende können ihr Studium in Deutschland auch ohne BAföG oder Bildungskredit über ein Stipendium finanzieren. Für Unterstützung sorgen elf überwiegend staatlich finanzierte Begabtenförderungswerke.

Stephanie Mann erfüllte alle Voraussetzungen: Einser-Abitur, Schulsprecherin, Mitglied im Chor des Gymnasiums und engagiert in der Schulbibliothek - kurzum die ideale Kandidatin für ein Stipendium. „Die Direktorin meiner Schule hat mich nach dem Abitur bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes in Bonn für ein Stipendium vorgeschlagen“, erzählt die heute 24-Jährige. Seither ist die Lehramtsstudentin der Technischen Universität Dresden Stipendiatin der Stiftung.

Die meisten Zuwendungen erhalten die mehrheitlich staatlichen Fördereinrichtungen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Bonn. Für das Jahr 2003 waren es nach Angaben des BMBF 79 Millionen Euro, die an insgesamt rund 12.800 Studenten und 2800 Promovierende gingen.

Parteien nahe stehend

Die größten Werke sind die fünf den Parteien nahe stehenden politischen Stiftungen: die Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU), die Heinrich-Böll-Stiftung (Die Grünen), die Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD), die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP), die Hanns-Seidel-Stiftung (CSU) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung (PDS/Linkspartei).

Daneben gibt es die Begabtenförderungswerke der beiden großen christlichen Konfessionen - das Cusanuswerk der katholischen Kirche und das evangelische Studienwerk Villigst -, Förderwerke des deutschen Gewerkschaftsbundes (Hans-Böckler-Stiftung) und der Arbeitgeber (Stiftung der Deutschen Wirtschaft - Studienförderwerk Klaus Murmann) sowie die weltanschaulich neutrale Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Überdurchschnittliche Qualifikation

Neben den Studienleistungen legen die Stiftungen Wert auf gesellschaftliches Engagement. Ob im karitativen, sozialen, kulturellen oder politischen Bereich - wichtig ist laut Fischer vor allem, dass die Bewerber Zeit und Mühe in die ehrenamtliche Tätigkeit investieren. Grundsätzlich kann sich aber jeder Studierende einer deutschen Hochschule bei den Stiftungen bewerben.

Maximal 525 Euro

Üblich ist die Eigenbewerbung, sagt Angela Verse-Herrmann, private Studienberaterin aus Nackenheim bei Mainz. Ausnahme ist die Studienstiftung des Deutschen Volkes in Bonn, für die ein Kandidat vorgeschlagen werden muss, etwa vom Schulleiter nach dem Abitur oder von einem Hochschullehrer.

In der Regel durchlaufen die aussichtsreichsten Kandidaten ein mehrtägiges Auswahlverfahren. „Ich musste die Studienstiftung in Einzelgesprächen, Diskussionsrunden und einem Vortrag zu einem selbst gewählten Thema überzeugen“, erinnert sich Mann. Bei Erfolg werden die Stipendiaten zunächst in eine mehrsemestrige Probeförderung aufgenommen. „Die Fördersätze orientieren sich bei allen Stiftungen an den BAföG-Sätzen“, erklärt Cordula Avenarius, Pressesprecherin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Dabei fallen die monatlichen Zahlungen umso geringer aus, je mehr die Eltern verdienen. Die Stipendiaten können maximal 525 Euro erhalten.

Ausrutscher ist verzeihlich

Im Mittelpunkt steht nicht nur die finanzielle, sondern auch die ideelle Förderung. „Innerhalb der Stiftung bilden die Studenten wichtige Netzwerke mit anderen Stipendiaten, Alt-Stipendiaten und den betreuenden Vertrauensdozenten am Hochschulort“, erklärt Verse-Herrmann. Darüber hinaus profitieren die geförderten Studenten vom Bildungsprogramm der Stiftungen. Seminare, Sommerakademien oder Workshops sollen den Horizont der Stipendiaten erweitern.

Parteibuch ist keine Pflicht

Und die kirchlichen Werke setzen die Zugehörigkeit zu einer der beiden Konfessionen voraus - auch wenn es nach Angaben des Evangelischen Studentenwerkes keine „Glaubensprüfung“ gibt.

(chk)
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