GEW macht Ausleseverfahren verantwortlich Schulen: Liegt schlechtes Abschneiden am System?

Berlin (rpo). Deutsche Schüler schneiden im internationalen Vergleich schlecht ab. Das ist keine Neuigkeit. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ein wenig Ursachenforschung betrieben und kommt zu dem Ergebnis, dass das gegliederte Schulsystem für das Debakel verantwortlich ist.

Bei der Vorstellung einer Studie über das deutsche System erklärte die GEW-Schulexpertin Marianne Demmer in Berlin, der Fehler, den man mit der Auslese der Kinder bereits im Alter von zehn Jahren mache, könne später nicht mehr repariert werden.

Die GEW fordere von den Kultusministern der Länder, mit der Auslese bei Zehnjährigen Schluss zu machen und schrittweise einen integratives Schulsystem zu entwickeln. Erforderlich seien Schulen, die alle Kinder von Anfang an mitnehmen, individuell fördern und niemanden ausgrenzen, sagte Demmer.

Die Behauptung, das deutsche Schulsystem sei durchlässig genug, um die Nachteile der frühen Auslese später auszugleichen, sei schlicht falsch, betonte die GEW-Expertin. Durchlässig sei das System nur in eine Richtung: nach unten. Nach der von Bildungsforschern der Universität Duisburg-Essen erarbeiteten Studie "Selektivität und Durchlässigkeit im deutschen Schulsystem" würden über 75 Prozent der Schüler, die die Schulart in der Sekundarstufe I wechselten, abgestuft. Lediglich ein knappes Viertel schaffe den Aufstieg in eine höhere Schulform.

Als Beleg für den negativen Einfluss des gegliederten Schulsystems auf das Bildungsniveau führte Demmer die skandinavischen Länder mit integrativen Schulsystemen an. Dort liege die Abiturientenquote über 70 Prozent, in Deutschland hingegen bei nur 36 Prozent.

Laut Studie verlassen 9,8 Prozent der deutschen Jugendlichen eines Altersjahrgangs die Schule ohne jeglichen Abschluss und haben damit auch kaum Chancen für eine reguläre Berufsausbildung. 7,3 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter werden bei der Einschulung zurückgestellt. Die Sitzenbleiberquote beträgt 3,3 Prozent. 4,6 Prozent eines Altersjahrgangs müssen auf die Sonderschule.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort