Hamburg Schöne Aussichten für Meteorologen

Hamburg · Ob Sonne oder Regen - sie stehen vor der Wetterkarte und verkünden die Aussichten für die nächsten Tage: Meteorologen kennt man vor allem aus der Wettervorhersage aus dem Fernsehen. Doch wer glaubt, das sei das einzige Berufsziel für die Wetterexperten, irrt gewaltig. "Tatsächlich landen die wenigsten studierten Meteorologen vor der Kamera", sagt Felix Ament von der Universität Hamburg.

Ein Problem sei das aber nicht: "Die Berufschancen für Meteorologen sind so gut wie noch nie. Vor allem im Bereich erneuerbare Energien werden immer mehr Experten gebraucht", erklärt Ament. Dazu kommt: Der Kreis der Absolventen ist klein. Es gibt nur etwa ein Dutzend Meteorologie-Studiengänge in Deutschland. "In jedem Jahr schließen etwa 150 junge Meteorologen ihr Studium ab." Wer es also schafft, sich durch das schwere Studium zu kämpfen, wird Teil einer gut vernetzten Gemeinschaft. Doch bis zum Abschluss kommen nur etwa 50 Prozent derer, die das Studium ernsthaft begonnen haben. "Das Problem ist, dass viele zwar Interesse an der Meteorologie, aber nicht an den physikalischen Hintergründen haben", erklärt Uwe Ulbrich, der an der Freien Universität Berlin lehrt. Was Anfänger im ersten Studienjahr in Physik und Mathematik lernen, entspricht zu großen Teilen den Inhalten eines Physikstudiums. Denn die Physik der Atmosphäre zu verstehen, ist für Meteorologen essenziell. Und um Wettervorhersagen treffen zu können, sind komplizierte mathematische Gleichungen nötig. Manche sind damit überfordert. Die Doktorandin Stella Babian, die an der FU Berlin promoviert, hat das bei der Wahl der Meteorologie als Studienfach nicht abgeschreckt, im Gegenteil. "Ich mag Physik - nur als reines Fach war mir das zu langweilig. Und Mathe fand ich zu theoretisch. So bin ich bei Meteorologie gelandet", erzählt sie.

Wer das straffe Programm im ersten Jahr hinter sich gebracht hat, kann sich stärker mit der eigentlichen Meteorologie befassen. Dazu gehören beispielsweise Strömungslehre, Klimatologie, Wolkenbildung, Sonnenstrahlung und Wetter, das in der Fachsprache auch Synoptik genannt wird. Wichtig ist auch die Datenverarbeitung, da Meteorologen häufig mit Großrechnern arbeiten und Unmengen an Messdaten auswerten. "Im Master müssen die Studenten verstärkt selbst programmieren und Vorhersagemodelle weiterentwickeln", erläutert Ament. Er stellt auch gleich klar: "Es ist eine Illusion zu denken, dass man als Meteorologe ständig draußen ist. Das Hauptarbeitswerkzeug ist der Computer." Damit angehende Meteorologen bereits im Studium ihre potenziellen Arbeitgeber kennenlernen, ist an vielen Universitäten ein Praktikum vorgesehen.

"Neben dem Deutschen Wetterdienst landen viele unserer Absolventen bei privaten Wetterdiensten", erklärt Ulbrich. Einige seien bei Versicherungen und Rückversicherern tätig, wo es beispielsweise um die Einschätzung von Schadenshäufigkeiten geht. Ament sieht den Bereich der erneuerbaren Energien als wichtiges Betätigungsfeld. "Etwa die Hälfte unserer Absolventen geht dorthin." So müssten Energieanbieter wissen, wie viel Sonne scheinen und wie viel Wind wehen wird, um auf Stromengpässe oder Überschüsse vorbereitet zu sein.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort