Exzellenz-Wettbewerb Risse in der Uni-Landschaft

Düsseldorf (RP). Die Universitäts-Landschaft in Deutschland verändert sich derzeit radikal und für die Verhältnisse dieser zur Tranigkeit neigenden Apparate rasend schnell. Der Grund dafür ist die Exzellenzinitiative. Sie weist den Unis mit der Härte, die einem Wettbewerb nun mal eigen ist, ihre Plätze zu: in der ersten akademischen Liga, in der zweiten und in der Regionalliga.

"Diese Differenzierung hat es ja vorher schon gegeben", sagt Wilfried Müller, Rektor der Uni Bremen. "Aber nun wird die Drei-Klassen-Gesellschaft sozusagen offiziell beglaubigt." Wer nicht in den oberen Klassen spielt, für den wird es schwer. Denn die als exzellent ausgezeichneten Unis werden nicht nur von den etwa im Vergleich mit US-Verhältnissen lächerlichen 1,9 Milliarden profitieren, die Bund und Länder bis 2011 ausschütten. Ihr Ruf wird zudem gestärkt, Studenten kommen in größerer Zahl - und vor allem: Es steigt die Attraktivität für Sponsoren.

Man kann die Tendenz der Veränderungen bereits jetzt an der TU München ablesen, einer der drei aus der ersten Wettbewerbs-Runde als Elite-Uni hervorgegangenen Einrichtungen. Autobauer BMW hat zugesagt, zehn Millionen Euro für ein dort geplantes "Institute for Advanced Study" beizusteuern.

Wer hat, dem wird gegeben

Das ist die Sogwirkung des Wettbewerbs: Wer hat, dem wird gegeben. "Unser Erfolg hat einen Identifikationsschub ausgelöst", frohlockt TU-Chef Wolfgang Herrmann. "Das ist für ein Unternehmen ein ganz wichtiger Faktor." Die Gewinner denken bereits in marktwirtschaftlichen Dimensionen.

"Die Differenzierung in der Universitätslandschaft ist politisch gewollt", sagt Wedig von Heyden, Generalsekretär des Wissenschaftsrats. Es seien eben nicht alle Unis gleich, und, ja: Personalchefs würden sich künftig eher für Absolventen der ausgezeichneten Unis entscheiden. Was aber wird aus den Verlierern, aus Unis im Norden also, aus denen im Osten, aus den Unis in Düsseldorf oder Hamburg?

"Die Schwächeren werden immer schwächer", meint Franz Häuser, Rektor der Uni Leipzig. Man müsse zusehen, dass man in einer der drei Förderlinien dabei ist, sonst werde es schwer. Um den Osten sorgt er sich dabei allerdings nicht: "Der Westen hat ja 40 Jahre Vorsprung", argumentiert er. Und auch der Generalsekretär des Wissenschaftsrates meint: "Der Osten verstärkt derzeit seine Basis. In vier Jahren - wenn die Exzellenzinitiative fortgesetzt wird, was überaus wünschenswert ist - werden die dortigen Universitäten viel bessere Chancen haben."

Kooperationen stärken

Den Unis, denen die internationalen Gutachter des Exzellenzwettbewerbs den Platz in der zweiten Reihe zugewiesen haben, bleibt nur eines: "Die Lehre verbessern und die Forschung stärken", rät der Bremer Rektor Wilfried Müller. Sie sollten einsehen, dass sie als ganze Uni zunächst keine Chance haben. Und statt dessen einzelne Fachbereiche stärken, vielleicht mit Nachbar-Unis kooperieren.

In der Kooperation sieht auch Alfons Labisch, Rektor der Heine-Uni Düsseldorf, sein Heil. Er verkündet per Pressemitteilung, man baue auf das Forschungszentrum Jülich als starken Partner. Zusammen werde man sich auf den Weg zu einer Forschungs-Universität machen.

Bisher hatten Studenten, die an einer deutschen Uni ihr Examen ablegten, einen etwa gleichwertigen Abschluss. Das wird sich ändern. Um attraktiv zu sein, müssen Unis zumindest in einer Förderlinie Erfolg haben. Zumal zu befürchten ist, dass einige Länder das Geld, das sie in exzellente Unis stecken müssen, anderen nehmen. Der Soundtrack zur Exzellenz-Initiative ist von Abba: "The Winner takes it all".

(RP)
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