Scharfe Reaktionen in mehreren arabischen Ländern Religiöse Symbole sind in Schulen tabu

Paris (rpo). Auffällige religiöse Symbole sind in französischen Schulen tabu. Wenn am Donnerstag in Frankreich das neue Schuljahr beginnt, greift erstmals das "Kopftuch"-Gesetz. Nach dem dürfen Schüler staatlicher Bildungseinrichtungen keine Symbole mehr tragen.

DIE HINTERGRÜNDE: Lehrer dürfen an staatlichen Schulen in Frankreich traditionell keine religiösen Zeichen tragen. Dies soll verhindern, dass Schüler religiös beeinflusst, bevorzugt oder benachteiligt werden. Die Trennung von Staat und Religion, die so genannte Laizität, geht auf die Französische Revolution zurück. 1905 wurde dieser Grundsatz in einem Gesetz festgeschrieben, das aber nicht für alle Teile des Landes verbindlich ist.

DER WEG ZUM GESETZ: In einer Grundsatzrede forderte Präsident Jacques Chirac im vergangenen Jahr ein grundsätzliches Verbot auffälliger religiöser Symbole an allen Schulen, das nun auch für Schüler gelten sollte. Weltanschauliche Neutralität sei ein Grundpfeiler der französischen Gesellschaft. Das "Gesetz zur Anwendung des Grundsatzes der Laizität in öffentlichen Bildungseinrichtungen" wurde am 15. März dieses Jahres verabschiedet.

DIE BESTIMMUNGEN: Das Tragen von "Zeichen oder Bekleidung", die eine Religionszugehörigkeit "auffällig" deutlich machen, ist an Schulen gemäß Gesetz verboten. Ein Zusatztext fasst hierunter moslemische Kopftücher, übergroße Kreuze oder jüdische Kippas. "Unauffällige religiöse Zeichen" sind aber erlaubt. Bei Verstößen soll die Schulleitung das Gespräch mit dem Schüler suchen; notfalls kann sie ein Disziplinarverfahren einleiten. Das Gesetz gilt auch bei schulischen Aktivitäten außerhalb des Schulgeländes.

DIE REAKTIONEN: Trotz der Beteuerungen Chiracs, das Gesetz richte sich nicht gegen den Islam, protestierten Moslems in Frankreich heftig gegen das Gesetz. Demonstrationen gegen das Gesetz gab es auch im Libanon, in Bahrein, Jordanien, Ägypten, Indonesien und dem Gaza-Streifen. Im Februar erklärte der Stellvertreter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden, Aiman El Sawahiri, das Gesetz zeuge von der "Rachsucht der westlichen Kreuzritter gegen die Moslems".

Das Gesetz wollen auch die Islamisten verhindern, die zwei französische Journalisten im Irak entführt haben. Sie fordern die Aufhebung des Kopftuchverbotes und haben dafür eine Frist von 48 Stunden gesetzt.

(afp)
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