Zeitverzug beim Einschreiben NRW: Streitfall Studienplatz

Düsseldorf (RP). Immer später erfahren angehende Studenten, an welcher Universität sie sich einschreiben können. Der Grund: Viele Hochschulen haben ihr eigenes Auswahlverfahren. Und das kann dauern.

Benedict Schroers studiert an der Ruhr-Universität-Bochum Wirtschaftswissenschaften. An 18 Unis hat er sich beworben. "Das war extrem aufwändig. Jede Uni hatte ihr eigenes Auswahlverfahren", sagt der Student. Ende August letzten Jahres hatte er endlich seine Zusage aus Bochum in der Tasche. Zeit eine Wohnung zu suchen, blieb da kaum noch. "Als ich dann eine gefunden hatte, lag eine Woche vor Semesterbeginn plötzlich Post von drei Universitäten in Bayern im Briefkasten", berichtet Schroers. Im Nachrückverfahren, so war zu lesen, hatte Schroers dort Studienplätze erhalten. "Da war natürlich alles zu spät, obwohl ich viel lieber an einer dieser Unis studiert hätte", sagt der 21-Jährige.

Studenten im Dilemma

Benedict Schroers steckt in einem Dilemma, das exemplarisch für viele angehende Studenten ist. Um die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, schicken viele Uni-Aspiranten ihre Bewerbung an mehrere Hochschulen gleichzeitig. Damit ist das Chaos programmiert, denn was folgt, ist ein monatelanges Nachrückverfahren, unter dem letztlich wieder die Studenten zu leiden haben. "Wenn Studienplätze nicht zu Anfang des Semesters besetzt werden, sondern später, ist das sowohl für den Lehrablauf als auch aus finanziellen Gründen mehr als ungünstig", sagt Hans-Peter Kaluza von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätze (ZVS).

Constantin Pyhel aus Dormagen hat seit rund drei Wochen sein Abitur in der Tasche. Nun ist der 19-Jährige auf der Suche nach einem Studienplatz. Was er studieren will, steht bereits fest: Volkswirtschaftslehre (VWL). Nur wo, ist die Frage. Es gibt ein Ranking zu den Universitäten, das besagt, welchen Ruf eine Hochschule genießt. Herausgefunden hat Pyhel das im Internet. Mannheim, das ist die Traum-Uni des 19-Jährigen, weil sie im Ranking ganz oben liege.

Eng mit dem Studienplatz

Es gibt nur ein Problem: "In Mannheim wird es extrem eng mit einem Studienplatz werden", befürchtet Pyhel. Die Uni habe ein Punktesystem zur Auswahl ihrer Studenten eingeführt. 700 Punkte können erreicht werden, erläutert der angehende Student. 350 davon könnten im Idealfall über die Durchschnittsnote im Abitur, also den Numerus Clausus abgedeckt werden. Der ist zwar im Fall von Pyhel mit 1,8 nicht gerade schlecht, könnte aber trotzdem nicht reichen.

"Auf 170 Plätze gibt es 700 Bewerber", sagt der 19-Jährige. Weitere 260 Punkte errechnen sich aus den Oberstufen-Noten. Es bleiben nur 90 Punkte, die der Abiturient über Qualifikationen wie Praktika, Sprachkurse oder soziales Engagement erreichen kann. "Das finde ich schade", sagt Pyhel, "denn wenn man solche Kategorien schon in die Auswahl einfließen lässt, sollte man sie auch höher bewerten." Ein Bewerbungssgespräch, wie in an anderen Hochschulen üblich, wird es nicht geben. Das hätte sich Pyhel aber gewünscht.

Ob der angehende Volkswirtschaftsstudent seinen Studienplatz tatsächlich bekommen wird, steht in den Sternen. "Mitte August, so hat mir die Uni geschrieben, wird sie eine Entscheidung treffen", sagt Pyhel. Fällt die positiv aus, hätte er noch knapp drei Wochen, um sich eine Wohnung in Mannheim zu besorgen.

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