Trotz Kritik NRW bleibt bei Aufschub für Rechtschreibreform

Düsseldorf (rpo). Trotz anhaltender Kritik hält Nordrhein-Westfalen daran fest, die verbindliche Einführung der neuen Rechtschreibung bis auf weiteres zu verschieben. Niedersachsen hat sich inzwischen entschieden, die Reform doch wie geplant zum 1. August verbindlich zu machen.

"Niedersachsen steht zu den einstimmig gefassten Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom Oktober 2004 und der Kultusministerkonferenz vom Juni 2005", erklärte Kultusminister Bernd Busemann am Dienstag in Hannover.

NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) verteidigte den Schritt am Dienstag im ZDF-"Mittagsmagazin". Die Landesregierung wolle abwarten, bis der Rat für deutsche Rechtschreibung seine erwarteten Empfehlungen zur Reform vorgelegt habe. Sie wolle kein "Hin und Her" und bleibe daher zunächst bei der bisherigen Regelung.

Derweil einigten sich die Unions-geführten Länder auch bei einer Schaltkonferenz am Dienstagmorgen nicht auf eine einheitliche Linie.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte in Stuttgart, eine große Zahl der Länder, darunter Baden-Württemberg, halte am 1. August als Termin für die verbindliche Einführung der Reform fest. Es bleibe aber dabei, dass Bayern sowie Nordrhein-Westfalen "ausscheren".

Die Telefonkonferenz am Dienstagvormittag auf Ebene der Staatskanzleichefs war auf Initiative Oettingers zu Stande gekommen. Sein Ziel war es, dabei ein einheitliches Vorgehen der Union zu erzielen.

Sommer: Gremium braucht mehr Zeit

Sommer verwies darauf, dass die Empfehlungen des Rates bis zum 1. August hätten vorliegen sollen. Dies sei nun nicht der Fall. Das Gremium brauche mehr Zeit, und diese Zeit nutze das Land. "Ich denke, es ist eher die Verlässlichkeit, die jetzt in NRW obsiegt", betonte die Ministerin.

Sommer rechnet auch nicht mit Verwirrungen unter den Schülern wegen dieses Sonderwegs. Sie müssten sich nicht umgewöhnen. Es werde geschrieben wie bisher. Nur würden die Fehler weiter nur angemerkt und nicht gewertet.

NRW will gemeinsam mit Bayern die geplante verbindliche Einführung der Rechtschreibreform verschieben und die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten.

Dieser arbeitet seit Ende vergangenen Jahres an Korrekturen des Reformwerks, hat die Beratungen aber noch nicht abgeschlossen. Mit der Entscheidung bleibt in beiden Ländern vorerst die alte Rechtschreibung neben der neuen gültig.

Rechtschreibrat: "Kein Termindruck"

Der Rat für deutsche Rechtschreibung will nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Die Geschäftsführerin des Rates, Kerstin Güthert, sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AP, man sehe "keinen Termindruck", weil der Inhalt vorgehe. Nach Gütherts Angaben will sich das Gremium bei zwei Sitzungen im Herbst festlegen: am 28. Oktober und am 25. November.

Sie gehe davon aus, dass die erforderlichen Stellungnahmen von Verbänden, Schulen und Behörden dann rasch eingeholt würden. Im Anschluss werde es eine Empfehlung an die Politik geben. In der ersten Jahreshälfte 2006 könnte die Reform dann umgesetzt werden.

(afp)
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