Berlin Neue Studie über das Studentenleben

Berlin · Das Studentenwerk hat eine Umfrage zum Leben der 2,8 Millionen deutschen Studenten gestartet.

So richtig positiv scheint das Bild des Studenten in der Bevölkerung nicht zu sein: "Schlafen lange", "machen viel Party", "feiern viel, machen wenig" und "sind alle Schmarotzer". So schätzten Passanten in Berlin bei einer Straßenumfrage des Deutschen Studentenwerks (DSW) die deutschen Studierenden ein. Doch wie leben die Studenten in unserem Land wirklich? Wie viel Zeit verbringen sie tatsächlich an der Hochschule? Wie viel geht fürs Jobben drauf? Und wie lange dauert durchschnittlich das Bachelorstudium? Fragen wie diese will das Studentenwerk nun mit der "Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden" klären und ruft noch bis Ende Juli 400.000 Studenten zur großen Online-Umfrage auf.

"Gegen Vorurteile und Stereotypen helfen nur harte Fakten", sagt DSW-Präsident Dieter Timmermann. "Studieren ist ein Fulltime-Job. Im Durchschnitt wenden Studierende 35 Stunden die Woche für ihr Studium auf, und dann kommen noch einmal mehr als sieben Stunden für den Nebenjob hinzu - von wegen Party und lange schlafen." Die Sozialerhebung solle der Öffentlichkeit und Politik aufzeigen, was es heute wirklich heißt zu studieren, so Timmermann. Das Motto der Umfrage: "Wir rechnen, damit du zählst".

Die Sozialerhebung stelle Fakten an die Stelle von Vorurteilen. Sie zeige das Leben der Studenten, wie es wirklich ist, so der DSW-Präsident. "Je mehr Studierende mitmachen, umso besser kann die Politik auf die realen Lebensverhältnisse ausgerichtet werden. Denn nur so erfahren die Zuständigen, wo dringender Handlungsbedarf besteht." Die Umfrage soll auch Hinweise geben, welche Maßnahmen der Bildungs-, Hochschul- und Sozialpolitik wichtig sind, um soziale und wirtschaftliche Verbesserungen für Studierende zu erreichen. Das Ausfüllen des Fragebogens ist anonym und soll nicht länger dauern als eine Lehrveranstaltung. Die Studierenden werden per Zufallsgenerator von ihren Hochschulen via E-Mail zur Teilnahme eingeladen. So sollen weit mehr junge Frauen und Männer mitmachen als bisher. Die Sozialerhebung gibt es bereits seit 1951 - aber eben nicht in dem Umfang wie dieses Jahr. Jeder sechste soll in diesem Sommer Antworten geben, das wären 4,5 mal mehr Teilnehmer als noch 2012: An der 20. Sozialerhebung nahmen gerade einmal rund 15.000 Studenten teil - damals galt es aber noch, Fragebögen auf Papier auszufüllen. Die reine Online-Befragung in diesem Jahr soll laut Studentenwerk den Rücklauf stark erhöhen. Die Fragen bei der 21. Sozialerhebung lauten unter anderem: Wie finanzieren Studierende ihren Lebensunterhalt? Welche Lebenshaltungskosten haben sie? Wie viele Studierende jobben neben dem Studium? Dadurch sollen auch differenzierte Aussagen zu kleineren Gruppen von Studierenden möglich werden, etwa zu solchen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung, zu Studenten mit Kind oder zu berufsbegleitend Studierenden.

Erste Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühsommer 2017 vorliegen. Die Sozialerhebung findet alle drei Jahre statt. Ein interessantes Ergebnis der vergangenen Befragung: Von 100 Akademiker-Kindern studierten 2012 genau 77; von 100 Kindern aus Familien ohne akademischen Hintergrund nur 23.

(RP)
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