Ein muslimischer Bewerber will in Bremen Referendar werden Muslime als Bibellehrer: Kirchen schlagen Alarm

Bremen (rpo). In Bremen sorgen Diskussionen um muslimische Bibelkunde-Lehrer für Zündstoff. Ein Moslem will als Referendar künftig Schüler unterrichten, eine weitere Bewerberin - überzeugte Kopftuch-Trägerin - wird bald folgen. Die Kirchen schlagen Alarm: Muslime sollen keinen Bibel-Unterricht geben, fordern sie.

Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich das liberale Bremen selbst ein Ei ins Nest gelegt: Weil es in der Evangelischen Kirche Streit zwischen Reformierten und Lutherischen gab, schufen Pastoren ein konfessionsunabhängiges Fach mit dem Namen "Biblische Geschichte". Damals machten sie die Rechnung noch ohne Muslime.

Doch auch die studieren mittlerweile Religionspädagogik, um später Biblische Geschichte zu unterrichten. Ein erster muslimischer Absolvent bewirbt sich derzeit um ein Referendariat, eine junge Frau folgt in diesem Jahr.

Die Kirchen sind alarmiert. 1947 wurde in der Landesverfassung festgeschrieben, dass der Unterricht in Biblischer Geschichte (BGU) zwar bekenntnismäßig nicht gebunden sei, aber auf christlicher Grundlage erfolgen müsse.

Der Sprecher der Katholischen Kirche in Bremen, Wilhelm Tacke, sagt: "Es wäre schizophren, wenn Muslime christlichen Religionsunterricht geben würden. Christen bringen Moslems doch auch nicht den Koran bei." Theoretisch könne die Kirche klagen, sollte künftig ein Muslim Biblische Geschichte lehren.

Auch der Leiter der Religionspädagogischen Arbeitsstelle der Bremischen Evangelischen Kirche, Andreas Quade, kann sich einen solchen Unterricht "nicht gut vorstellen". Die Kirche sei zwar nicht an einer Klage interessiert. Ein juristisches Gutachten, "das den Fall überprüft", habe sie aber trotzdem bereits in Auftrag gegeben. Quade deutet vorsichtig an, dass Muslime als BGU-Lehrer möglicherweise "nicht vereinbar mit der Verfassung" sein könnten.

Quasi-"Berufsverbot" wäre "schäbig" und "unanständig"

Der Widerstand der Kirchen bringt derweil den Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Biblische Geschichte/Religionskunde Bremen, Manfred Spieß, auf die Palme. Den jungen Muslimen nach jahrelangem Studium Steine in den Weg zu legen, sei "schäbig" und "unanständig".

"Das geht in Richtung Berufsverbot", betont er. Spieß, der selbst BGU unterrichtet, ist überzeugt, dass die muslimischen Lehrer in spe ihren persönlichen religiösen Hintergrund nicht mit ins Klassenzimmer bringen werden.

Besonders "delikat" ist nach Auffassung des Bremer Religionswissenschaftlers Christoph Auffarth, dass eine der künftigen Bewerberinnen überzeugte Kopftuchträgerin ist. Auffarth rechnet damit, dass die muslimischen Absolventen den Eintritt in den Schuldienst gegebenenfalls vor Gericht einfordern werden.

Über die Einstellung der muslimischen Nachwuchslehrer muss das Bildungsressort als Arbeitgeber entscheiden. Dem ist indes noch keine Bewerbung bekannt. Allerdings fragt die Behörde weder Lehrer noch Schüler nach ihrer Konfession - auch das ist typisch bremisch.

Spieß bezweifelt daher, dass das Ressort einen muslimischen Lehramtsanwärter überhaupt erkennen würde: "Unser Absolvent hat keinen langen schwarzen Bart."

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