Exkursionen Mit dem Prof auf Fernreise

Düsseldorf (RP). Von wegen trockenes Studium - in manchen Fächern gehören spektakuläre Exkursionen zum Lehrplan. Biologe Markus Busch fuhr zum Beispiel in die Antarktis, Maike Kirchgäßner auf die Galapagos-Inseln.

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Foto: ddp

Bedeckter Himmel, eine frische Schneeschicht auf dem Eis. Vom Peildeck blickt Markus Busch in eine komplett weiße Landschaft. Schaut er zurück, verschwindet die Fahrspur des Schiffs im kalten Nirgendwo. "Das war, als führe ich durch das absolute Nichts”, erinnert sich der Biologie-Promotionsstudent der Heinrich-Heine-Universität.

Er war zehn Wochen auf einer Expedition in die Antarktis. Als sein Arbeitsgruppenleiter vom Institut für Zoomorphologie, Zellbiologie und Parasitologie, Sven Klimpel, ihm das Angebot machte, ihn auf die Reise ans Ende der Welt zu begleiten, hat der Doktorand nicht lange gezögert. Zu Hause habe er sich den Globus angesehen und gedacht: Da ganz unten, da bin ich bald. "Da habe ich schon Gänsehaut bekommen”, sagt er.

Mit einem internationalen Wissenschaftler-Team hat sich Markus Busch in Kapstadt auf dem deutschen Forschungs-Eisbrecher "Polarstern” eingeschifft, um über den Jahreswechsel an einer Bestandsaufnahme der Artenvielfalt in der Polarregion mitzuarbeiten. Busch und seine zwei Düsseldorfer Kollegen untersuchten unterschiedliche Fischarten auf ihren Befall mit Parasiten und sammelten Kadaver von Kaiserpinguinen, in denen sie eine bislang unbeschriebene Form des Fadenwurms entdeckten.

Vorne Pinguine, hinten Eisberge

Dafür sind sie per Hubschrauber zu einer der weltweit größten Kolonien der Vögel geflogen. "Das war eine völlig surreale Landschaft. Im Hintergrund monumentale Eisberge und vor mir Tausende von Pinguinen und ihre Küken, die auf und ab watschelten,” schwärmt Busch. Diese Bilder haben sich eingebrannt. Und die Erlebnisse in der Einsamkeit: ein Sturm mit Windstärke elf, die Tage, in denen die "Polarstern” in Eismassen feststeckte, die sich ständig verschoben, die Isolation in den Weiten einer der unwirtlichsten Regionen der Erde.

"Ich habe an Bord mal wirklich Abstand gehabt zu allem, was hier so tagtäglich an Neuigkeiten auf mich einprasselt”, sagt Busch. Exkursionen dieser Art sind ungewöhnlich für Studenten. Die meisten müssen sich mit Naheliegenderem zufrieden geben: Die Juristen besuchen den Landtag und das Innenministerium, die Informatiker fahren zum Forschungszentrum Jülich, um Höchstleistungsrechner zu bestaunen. Doch ab und an stehen auch exotischere Ziele auf dem Programm. Vor allem Biologie ist ein Fach mit Fernreise-Chancen.

Wie im Zoo, nur ohne Gitter

Auch Maike Kirchgäßner hat so eine Chance genutzt. 2006 reiste sie mit Professor Heinz Mehlhorn und einigen Kommilitonen auf die Galapagos-Inseln. "Als wir aus dem Flughafen traten, lagen da zwei Seelöwen auf einer Bank in der Sonne. Die hatten überhaupt keine Angst. Das war wie im Zoo nur ohne Gitter,” erzählt die 26-Jährige. Die kargen Vulkaninseln am Äquator seien schon immer ihr Traumziel gewesen. Auf den Spuren von Darwin und seiner Evolutionstheorie zu wandeln und die einzigartige Tierwelt zu entdecken, hat auch bei ihr bleibende Eindrücke hinterlassen. "In den zehn Tagen auf Galapagos habe ich so viel erlebt wie sonst in einem halben Jahr nicht”, sagt Maike Kirchgäßner.

Die Besichtigung der Darwin-Station, der Anblick der von Meerechsen wimmelnden Felsen und die abendlichen Vorlesungen über Probleme mit dem Tourismus und mit eingeschleppten Tierarten wie Ratten, Katzen und Ziegen wirkten lange nach. "Wenn man das einmal gesehen hat, hängt man da mit dem Herzen dran. Mir ist erst jetzt richtig bewusst, wie schützenswert solche Naturräume sind,” sagt Kirchgäßner.

Im September können noch mehr Studenten solche Erfahrungen sammeln. 16 Biologen brechen dann zur nächsten Exkursion auf: Für sie stehen die Wüsten und Nationalparks Namibias und Südafrikas auf dem Programm.

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