Herford/Witten Mehr Pop im Gottesdienst

Herford/Witten · Westfälische Kirche plant Bachelor-Studiengang für Popularmusik an der Kirchenhochschule Herford.

Die Evangelische Kirche von Westfalen will sich stärker als bisher für die Popmusik öffnen. An der Hochschule für Kirchenmusik Herford sollen ab dem Wintersemester 2015/2016 Studierende den bundesweit ersten Bachelor-Studiengang für hauptamtliche Kirchenpop-Musiker antreten können. Am Pilotprojekt ist auch die Creative Kirche Witten beteiligt, die bundesweit durch ihre Gospelkirchentage und Musicalproduktionen wie "Amazing Grace" bekannt ist.

Einen Anstoß zu mehr Popmusik in der Kirche gab der westfälische Landeskirchenrat Vicco von Bülow, seit 2011 Dezernent für Theologie, Gottesdienst und Kirchenmusik im Bielefelder Landeskirchenamt. Er berief eine Kreativrunde mit Menschen aus allen Bereichen der Landeskirche ein, in der die Idee zu dem Studiengang entstand. Die neue Ausbildungsrichtung bedeute keineswegs, traditionelle Kirchenlieder und Orgelspiel abzuschaffen, betonte der 47-jährige Theologe. "Doch seit Luther sind die Milieus vielfältiger geworden." Das sei eine Herausforderung an die Kirchenmusik.

Schon seit Jahren müssen die Studenten der Herforder Hochschule 20 Prozent ihrer Ausbildung im Bereich Pop absolvieren. Im geplanten Studiengang für die Pop-Kirchenmusiker soll das Verhältnis genau umgekehrt sein. "Auch die neuen Kirchen-Popmusiker werden Orgel lernen müssen", sagt Helmut Fleinghaus, Rektor der Herforder Hochschule. Zurzeit studieren dort 48 junge Männer und Frauen aus verschiedenen Nationen.

Der Vorstand der beteiligten Stiftung Creative Kirche, Martin Bartelworth, erhofft sich vom neuen Studiengang eine Professionalisierung der musikalischen Ausbildung von Gemeindepädagogen und vor allem von ehrenamtlichen und nebenberuflichen Kirchenmusikern. "Wir brauchen für die Gemeinden dringend qualitativ verbesserte und zielgerichtete Aus- und Fortbildungen", sagt er. So sollen der Hochschulbereich und die Aus-, Fort- und Weiterbildung unter dem Dach einer "Evangelischen Pop-Akademie" zusammengefasst werden.

Wo und wie die neuen Kirchen-Popmusiker ausgebildet werden sollen, ist noch nicht klar. Die Ausbildungsordnung wird zurzeit erarbeitet. Klar ist, dass die Gemeindepädagogen wie bisher von der Creativen Kirche in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Bochum, die klassischen Kirchenmusiker weiterhin in Herford ausgebildet werden.

"Bei der Standortsuche geht es auch ums Geld", da ist von Bülow offen. Die Studienbedingungen müssten aber optimal sein. Vieles spreche deshalb für die Hochschule in Herford, aber auch Standorte in Bochum oder Dortmund kämen in Frage. "Sinnvoll ist es, wenn die Studenten beider Fachrichtungen voneinander profitieren, was für einen gemeinsamen Standort spricht", meint der Landeskirchenrat. In jedem Fall sei es besser, die Dozenten als die Studenten zwischen den Standorten reisen zu lassen. Bis zum Wintersemester 2015/2016 soll alles geklärt sein. Die westfälische Kirche hat bereits 200 000 Euro zusätzlich zum Etat von einer Million Euro für die Herforder Hochschule eingeplant. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) prüft, ob sie den neuen Studiengang finanziell unterstützt, weil er die Funktion eines Pilotprojektes innerhalb der kirchlichen Hochschulen in Deutschland hat.

(EPD)
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