Düsseldorf Manche privaten Angebote sind Mogelpackungen

Düsseldorf · Mit der Entscheidung für eine Privathochschule lässt sich oft der Numerus clausus umgehen. Der Nachteil sind hohe Studiengebühren.

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Foto: tmn

Für mehr als 100 000 Schülerinnen und Schüler in NRW hat der Endspurt auf das Abitur begonnen, und viele überlegen: Studiere ich an einer staatlichen oder an einer privaten Hochschule? Für die meisten Studiengänge stellt sich diese Frage gar nicht, denn das Studienangebot an privaten Hochschulen ist eher klein.

Universitäten Schon die Namen der sieben privaten Universitäten in Deutschland, an denen man nach dem Abi ein Studium beginnen kann, lassen keinen Zweifel an ihrer Ausrichtung: Die European Business School EBS in Oestrich-Winkel, die Frankfurt School of Finance & Management und die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung WHU Vallendar stehen für das Fach BWL und all seine Facetten. Die Zeppelin Universität in Friedrichshafen fügt Kultur-, Politik- und Sozialwissenschaften hinzu. Für angehende Juristen gibt es die Bucerius Law School in Hamburg. Medizin, aber auch Psychologie, Philosophie und Ökonomie sind an der Universität Witten-Herdecke angesiedelt. Eine breite Palette naturwissenschaftlicher Fächer bis zur Weltraumforschung bietet die Jacobs University in Bremen. Doch diese knapp 50 Fächer sind verglichen mit mehr als 6000 Studiengängen an staatlichen Universitäten wenig.

Fachhochschulen Die meisten privaten Hochschulen haben allerdings gar nicht den Rang einer Universität, sondern sind Fachhochschulen. Und so stehen hier 2700 Studienmöglichkeiten an staatlichen Hochschulen knapp 700 privaten gegenüber. Bei genauerer Betrachtung beherrschen auch auf diesem Feld die Wirtschaftswissenschaften mit allen Ablegern wie Event-, Sport- und Pflegemanagement sowie technische Fächer wie Informatik das Angebot der privaten Hochschulen. Neuerdings gibt es aber auch Fächer wie Journalistik, Mode-Design und Kommunikation, Pädagogik, Soziale Arbeit, Studiengänge für medizinische Berufe wie Hebammenkunde, Physiotherapie und Altenpflege, um nur einige zu nennen. Doch auch hier ist das Angebot an staatlichen Hochschulen vielfach breiter gestreut.

Vor- und Nachteile Was also spricht für ein Studium an einer Privathochschule, für das man Studiengebühren zwischen 6000 und 15 000 Euro im Jahr zahlen muss? Für die Universitäten gilt: hier die staatlichen mit den vollen Hörsälen, dort die privaten mit den kleinen Lerngruppen und der individuellen Betreuung. Außerdem sind die Kontakte, welche die privaten Unis über ihre Alumni-Netzwerke bieten, sicherlich für den Übergang ins Berufsleben sehr nützlich. Bei den Fachhochschulen ist der Unterschied nicht so gravierend, weil auch die staatlichen nicht solche Studentenmassen bewältigen müssen und bei der Wissensvermittlung eher auf Seminare als auf Vorlesungen setzen.

Mit der Entscheidung für eine Privathochschule lässt sich oftmals der Numerus clausus umgehen. So wird für viele ein Studium ohne Wartezeit möglich. Da sich private Hochschule über die Gebühren ihrer Studenten finanzieren, sind sie daran interessiert, Studiengänge anzubieten, die Abiturienten magisch anziehen: Sport- und Eventmanagement, Modemarketing oder Medien. Viele Angebote sind Mogelpackungen: Entweder verbirgt sich ein normales BWL-Studium dahinter, was gut wäre, oder sie vermitteln nur einen winzigen Ausschnitt daraus, was die Berufschancen schmälert. Hier sollte man genau die Inhalte mit denen einer staatlichen Hochschule vergleichen.

Vorsicht ist geboten, wenn die private Hochschule nicht selbst das Bachelor-Zeugnis ausstellt, sondern Partnerhochschulen, häufig im Ausland, benennt. Dahinter verbirgt sich ein einträgliches Geschäft: Eine staatliche Hochschule bekommt Geld dafür, dass sie für die Studenten einer privaten Hochschule das Abschlusszeugnis ausstellt. Die Privatschule hat oft gar keine staatliche Anerkennung als Fachhochschule und nennt sich deshalb meist Akademie. Personalchefs werden über ein Sportmanagement-Studium in Palma de Mallorca mit einem Abschlusszeugnis aus Mittweida in Sachsen eher schmunzeln. Doch auch ein hiesiges Studium, gekrönt mit einem Zeugnis einer Universität aus Wales, wird eher zu Kopfschütteln als zur Einstellung führen.

(RP)
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