Nachwuchs fehlt Lehrermangel wird immer dramatischer

Berlin (rpo). Der Lehrermangel an deutschen Schulen wird trotz Pisa-Schock und Bekenntnissen zu mehr Bildung nach Angaben des Deutschen Philologenverbands immer dramatischer. Nach Schätzungen des Verbandes fehlen zum Schuljahresbeginn bundesweit etwa 10.000 Lehrer.

Das berichtete "Die Welt". "Die Mangelsituation weitet sich auf alle Schulenarten aus", sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Vor allem fehle es am Lehrernachwuchs, da sich die über Jahrzehnte überfüllten Wartelisten inzwischen geleert hätten.

Zahlreiche Planstellen seien deshalb nicht besetzt. Betroffen sind dem Bericht zufolge in den alten Bundesländern vor allem die strukturschwachen und ländlichen Regionen. Von den Privatschulen wanderten bereits Lehrer in den lukrativeren Staatsdienst ab. Aber auch in den neuen Bundesländern gibt es eine Unterversorgung in speziellen Fächern, wie die Zeitung schreibt.

"Bereits zum laufenden Einstellungstermin standen in etlichen Fächerverbindungen nicht mehr ausreichend Bewerber zur Abdeckung der angeforderten Stellen zur Verfügung", zitiert die Zeitung aus einem Brief des bayerischen Kultusministeriums an die Direktoren der Gymnasien des Landes. "Der Bewerbermangel wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken." Dem Schreiben zufolge senke das Kultusministerium in München inzwischen die Zugangsvoraussetzungen für die Übernahme in den Staatsdienst, schreibt die Zeitung.

Mit Einstellungszusagen sei bereits vor Bekanntgabe der Noten in einigen Fächerverbindungen versucht worden, "Bewerber frühzeitig an den Staat zu binden". Eine feste Stellenzusage habe es zum Teil schon bei einer Staatsexamensnote bis 3,5 gegeben. Bei den Fächerkombinationen Mathematik/Physik, Deutsch/Englisch oder Deutsch/Französisch würden derzeit "sämtliche Bewerber des aktuellen Jahrgangs eingestellt". Teilzeitregelungen gebe es dem Schreiben zufolge nur noch mit Einschränkungen. "Es ist problematisch, wenn man die qualitativen Anforderungen zu weit absenkt", sagte Meidinger zu dieser Entwicklung.

Mittlerweile stellen die Länder den Angaben zufolge bereits Ingenieure, Naturwissenschaftler und arbeitslose Förster ein, die pädagogische Schnellkurse absolvieren müssen. Fast alle Schulleitungen in Deutschland haben dem Bericht zufolge mit einer Pensionierungswelle zu kämpfen. 40 Prozent der Lehrer erreichen in den nächsten zehn Jahren die Altersgrenze und scheiden aus.

Als Konsequenz verlangt der Philologenverband eine modifizierte Arbeitsteilzeit von über 65 Jahren sowie den Aufbau einer mobilen Lehrerreserve in einem Umfang von fünf Prozent der Gesamtplanstellenzahl. An den Hochschulen müssten zudem Anreize zum Studiengangwechsel geschaffen und Studienabschlüsse beschleunigt werden.

(ap)
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