Stoiber: "Gut bewährtes nicht über den Haufen werfen" Kürzere Sommerferien stoßen auf Ablehnung

Frankfurt (rpo). Vorschläge, die Sommerferien in Deutschland zu verkürzen, sind auf breite Ablehnung gestoßen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber erklärte im Fernsehen, man solle die "gut bewährte und eingefahrene Einrichtung nicht ohne Not einfach über den Haufen werfen".

<P>Frankfurt (rpo). Vorschläge, die Sommerferien in Deutschland zu verkürzen, sind auf breite Ablehnung gestoßen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber erklärte im Fernsehen, man solle die "gut bewährte und eingefahrene Einrichtung nicht ohne Not einfach über den Haufen werfen".

Kritik gab es am Montag vor allem aus den Reihen der Kultusminister und Lehrerverbände. Der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann (CDU) sagte, nur noch vier Wochen Ferien seien weder pädagogisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Die Kultusministerkonferenz (KMK) habe sich gerade erst darauf geeinigt, den zeitlichen Korridor für die Ferien auszuweiten.

Ein Sprecher der KMK-Präsidentin und hessischen Ministerin Karin Wolff (CDU) erklärte, das Thema stehe derzeit nicht auf der Tagesordnung. Angestoßen hatte die Diskussion der CDU-Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Günther Oettinger, der sich am Wochenende für eine Verkürzung der Sommerferien auf vier Wochen ausgesprochen hatte. Oettinger und die FDP-Wirtschaftsexpertin Gudrun Kopp verlangten zugleich, die Betreuungsangebote an den Schulen auszuweiten.

Zu wenig Personal an den Schulen

Lehrerverbände lehnten die Vorschläge ab. Für die individuelle Betreuung von Schülern sei weder ausreichend Personal noch geeignetes Arbeitsmaterial vorhanden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Norbert Hocke. Er kritisierte vor allem, dass Forderungen erhoben worden seien, ohne vorher mit Eltern und Lehrern zu reden.

Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hält es für sinnvoll, dass Schüler "einmal sechs Wochen lang durchhängen" können. Bei der Betreuung gebe es vernünftigere und bessere Freizeitangebote der Kommunen. Anstatt solche Vorschläge zu machen, sollten Politiker lieber ihre eigenen Ferien verkürzen, um den Reformstau abzuarbeiten.

Ablehnung gab es auch von nahezu alle Parteien. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte dem Sender N24, man solle die "gut bewährte und eingefahrene Einrichtung nicht ohne Not jetzt einfach über den Haufen werfen". Die Sommerferien gehörten für viele Eltern und Schüler "zu den wichtigsten Teilen des Lebens", sagte der CSU-Chef.

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Ulrike Flach, erklärte, die Diskussion gehe in die falsche Richtung. Die Ferien sollten nicht verkürzt, sondern effektiv genutzt werden, sagte die FPD-Politikerin.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Grietje Bettin, wies darauf hin, dass häufige Pausen den Lernprozess förderten, "während langes Pauken am Stück kaum Erfolge bringt". Insofern liege Oettinger mit seiner Forderung nach kürzeren Ferien und Abschaffung von Brückentagen eindeutig falsch.

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