Hochschul-Gebühren Kaum ein Student will den Studienkredit

Düsseldorf (RPO). Vor der Einführung wurde er groß angepriesen. Doch kaum ein Student will einen Studienkredit. Nur jeder 85. Student lässt sich sein Studium von einer Bank finanzieren. Die meisten jobben lieber, um unabhängig zu bleiben.

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Foto: AP

Vor ihrer Einführung im April 2006 pries sie Bundesbildungsministerin Anette Schavan (CDU) als "wichtigen Schritt zur Erschließung eines funktionierenden Marktes der Bildungsfinanzierung" — Studienkredite der bundeseigenen KfW-Förderbank, an der der Bund 80 Prozent und die Länder 20 Prozent halten.

Unabhängig vom Einkommen der Eltern, ohne Vermögensnachweise und zu günstigen Zinskonditionen, sollen die Darlehen eine mögliche Option der Studienfinanzierung für jeden Akademiker sein. Zurückgezahlt wird die Summe, die monatlich bis zu 650 Euro beträgt und maximal sieben Jahre lang ausgezahlt wird, nach Beendigung des Studiums. Die Rückzahlphase kann bis zu 25 Jahre dauern.

Zahlreiche Institute bieten Darlehen an

Zwar existiert eineinhalb Jahre später ein regelrechter Markt — zahlreiche Finanzinstitute wie beispielsweise die Deutsche Bank in Düsseldorf oder die Kreissparkasse Köln bieten Darlehen an — doch ist das Interesse der Studierenden verhalten. Laut einer im Mai veröffentlichten Zwischenbilanz der KfW-Förderbank nutzt bisher nur jeder 85. der insgesamt fast zwei Millionen deutschen Akademiker das Angebot.

Für ihr Studium verschulden sich somit etwa 23 000 Studenten. Die meisten wählen ein Darlehen über 490 Euro monatlich, jeder dritte Kreditnehmer erhält sogar bis zu 650 Euro. Die meisten Akademiker finanzieren sich mit Nebenjobs, BAföG und Elternunterstützung.

Studium ist keine Garantie für einen Job

Eine von ihnen ist Kerstin M. Ihren Lebensunterhalt und die künftigen Studiengebühren von 500 Euro versucht sich die Mutter eines dreijährigen Jungen durch diverse Nebenjobs zu finanzieren: "Ich will auf gar keinen Fall Schulden machen. Wenn man ein Kind hat, plant man die Zukunft sehr genau und will sich nicht verschulden, deswegen arbeite ich mindestens 20 Stunden wöchentlich."

Die 28-Jährige leistet viel, um sich ihren Traum vom Studium zu erfüllen. Momentan kellnert sie. Ihren zukünftigen Alltag mit Kind, Job und Studium hat sie perfekt organisiert, es funktioniert auch dank der Unterstützung ihrer Familie. Einen Kredit aufnehmen zu müssen, das will sich Kerstin, die BAföG beantragt hat, nicht vorstellen: "Ein Studium ist keine Garantie für einen Job! Die Banken werden bestimmt keine Rücksicht nehmen und ihr Geld knallhart zurückfordern."

Zeit für sich selbst, Hobbies und Freunde hat sie, die in ihrer Freizeit gerne malt, wenig. Trotzdem hält sie an ihrem Vorhaben und ihrer Überzeugung fest. Studienkredite zu befürworten, käme für sie auch aus einem anderen Grund nicht infrage: Es sei schlichtweg eine rückwärtige gesellschaftliche Entwicklung, wenn Banken darüber bestimmten, wer künftig studieren dürfte. "Wissen", betont Kerstin, "sollte niemals von Geld abhängen.

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