Drei Unions-Länder wollen Habilitation erhalten "Juniorprofessoren" vor dem Verfassungsgericht

Karlsruhe (rpo). Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn schneidet auch schon einmal alte Zöpfe ab, um Bildung und Forschung in unsrem Land voranzubringen. Einer dieser Zöpfe heißt Habilitation, der lange Weg zum Professorendasein. Mit der "Juniorprofessur" soll diese Ochsentour deutlich verkürzt werden - doch es regt sich Widerstand.

<P>Karlsruhe (rpo). Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn schneidet auch schon einmal alte Zöpfe ab, um Bildung und Forschung in unsrem Land voranzubringen. Einer dieser Zöpfe heißt Habilitation, der lange Weg zum Professorendasein. Mit der "Juniorprofessur" soll diese Ochsentour deutlich verkürzt werden - doch es regt sich Widerstand.

Mit dem Programm der "Juniorprofessur" soll Nachwuchswissenschaftlern eine Blitzkarriere an den Unis gesichert werden. Doch das Projekt droht am Widerstand der unionsregierten Länder Bayern, Thüringen und Sachsen zu scheitern: Das Bundesverfassungsgericht (BVG) verkündet am Dienstag, ob Bulmahn mit dem Projekt womöglich unzulässig in die Hoheit der Länder eingegriffen hat.

Bulmahns Reform des Hochschulrahmengesetzes vom Februar 2002 sieht vor, dass Hochschulen junge Wissenschaftler mit einer herausragenden Doktorarbeit sofort zu Juniorprofessoren berufen können.

Sie können das Amt für zwei Mal drei Jahre ausüben und haben dabei die selben Rechte und Pflichten wie herkömmliche Professoren. Ab 2010 soll die Juniorprofessur zur Regelvoraussetzung für eine ordentliche Professur werden; die Habilitation, der langjährige Nachweis wissenschaftlichen Arbeitens, entfällt.

Dass der Bund mit solch einer detaillierten Regelung womöglich seine Rahmenkompetenz bei der Hochschulpolitik überschritten haben könnte, deutete das BVG in der mündlichen Verhandlung von Ende März an: Seit einer Grundgesetzänderung von 1994 muss der Bund die "Erforderlichkeit" eines Gesetzesvorhabens - etwa für bundesweit einheitliche Lebensbedingungen - nachweisen, wenn er damit in die Hoheit und Rechte der Länder eingreift.

Der Vorsitzende Richter Winfried Hassemer hatte die Verhandlung deshalb auch als "Beitrag zur allgemeinen Föderalismusdebatte" bezeichnet.

Das Projekt hat aber auch in der Praxis massive Probleme. Zwar stellte Bulmahn 180 Millionen Euro für die Erstausstattung von bis zu 3000 Juniorprofessuren zur Verfügung. Doch bis Mitte 2003 waren erst an 54 Unis in fünf Ländern Stellen für 800 Nachwuchswissenschaftler bewilligt worden.

Und die klagen über schlechte Arbeitsbedingungen: Nach einer Umfrage der Jungen Akademie - einer Institution zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Berlin - sind etwa die hochbegabten Emmy-Noether-Stipendiaten der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) bei ihrem Karrierestart besser dran als Juniorprofessoren.

So haben etwa 56 Prozent der Juniorprofessoren in den Naturwissenschaften keine wissenschaftlichen Mitarbeiter, bei den so genannten Noetherianern sind es weniger als vier Prozent. Zudem müssen 80 Prozent von ihnen vier Wochenstunden vor Studenten stehen sowie Prüfungen abnehmen und haben deshalb wenig Zeit, sich wissenschaftlich zu profilieren.

Der Umfrage zufolge ist deshalb nur die Hälfte der Juniorprofessoren mit ihrer eigenen Ausstattung zufrieden, bei den Noether-Stipendiaten sind es 80 Prozent.

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