Ausbildungs- oder Arbeitsplatz Jugendliche blicken voller Angst in berufliche Zukunft

Gütersloh (rpo). Angesichts von Lehrstellenmangel und Massenarbeitslosigkeit blicken die deutschen Jugendlichen voller Angst in ihre berufliche Zukunft. Mehr als jeder Dritte zwischen 14 und 20 Jahren hat erhebliche Zweifel, ob er einen Ausbildungs- oder einen festen Arbeitsplatz bekommt. Das hat eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung ergeben.

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Foto: ap

Fast genauso groß ist die Furcht, danach keinen Arbeitsplatz zu finden. Die Stiftung berichtete von "erheblichen Zukunftsängsten" der Jugendlichen.

Je geringer der Schulabschluss, desto geringer werden die eigenen Chancen eingeschätzt. Von den befragten Hauptschülern beurteilten zwei Drittel ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher skeptisch. Sie sehen sich als Verlierer im Kampf um Lehrstellen. Aber auch unter den Realschülern beurteilt noch jeder zweite seine Zukunftschancen skeptisch. Derzeit fehlen laut Bundesagentur für Arbeit noch fast 170.000 Ausbildungsplätze.

Als höchste Hürde für den Berufsstart nennen 81 Prozent der jungen Leute dann auch ein zu geringes Angebot an Arbeitsplätzen, ungenügende schulische Leistungen dagegen nur 26 Prozent. Mehr als vier Fünftel der Jugendlichen sind der Meinung, dass Hauptschulabsolventen bei der Suche nach einer Lehrstelle oder einem Arbeitsplatz benachteiligt werden. Hauptschüler sind auch weitaus weniger mobil als Realschüler oder Gymnasiasten: Für 48 Prozent der Hauptschüler kommt es laut der Studie keinesfalls in Frage, für einen Job umzuziehen.

"Viele Hauptschüler verlassen offenbar ohne Hoffnung die Schule", sagte der Autor der Studie, Jens Prager, dem Nachrichtenmagazin "Focus". Angesichts der negativen Selbsteinschätzung warnte er vor einem gefährlichen Potenzial an Aussteigern und resignativen Leistungsverweigerern. In der Studie wird besonders für Jugendliche mit Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt mehr Unterstützung gefordert.

Hauptschulabschluss schmälert Chancen

Tatsächlich ging der Anteil von Hauptschulabsolventen an den Ausbildungsanfängern in den vergangenen zehn Jahren zurück, wie das Statistische Bundesamt Ende Juli mitgeteilt hatte. Von den rund 572.000 Ausbildungsanfängern des Jahres 2004 hatte demnach rund ein Drittel den Hauptschulabschluss, knapp die Hälfte Realschulabschluss und nahezu jeder sechste die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Im Vergleich zum Jahr 1994, als das Angebot an Ausbildungsplätzen noch größer war als die Nachfrage, ging der Anteil der Ausbildungsanfänger mit Hauptschulabschluss insgesamt von 37 auf 33 Prozent zurück.

Bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz sehen sich die Jugendlichen überwiegend (59 Prozent) selbst in der Verantwortung. Mit großem Abstand folgten bei der Bertelsmann-Studie die Eltern (15 Prozent), Betriebe (10 Prozent), die Schule (9 Prozent) und der Staat (7 Prozent). Bei der Berufsauswahl setzen die Jugendlichen auf eigene Erfahrungen aus Praktika oder sie orientieren sich an den Tätigkeiten ihrer Eltern. Eltern spielen demnach auch als Ratgeber eine Rolle, Lehrer bezeichneten die Jugendlichen dagegen als weniger wichtige Einflussgröße. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen wünscht sich mehr Unterstützung.

Für die repräsentative Studie waren 779 Jugendliche befragt worden.

(ap)
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