"Besorgnis erregend" Jedes fünfte Kindergartenkind spricht nicht altersgemäß
Wiesbaden (rpo). Lesen und Textverständnis sind die zwei Schlüsselqualifikationen, um im Berufsleben überhaupt einen Fuß an den Boden zu bekommen. Dass Deutschland hier in den Pisa-Tests ziemlich weit hinten zu finden ist, hat eine Ursache schon in den Kindergärten. Dort weist einer Untersuchung zufolge jedes fünfte Kind deutscher Muttersprache eine verzögerte Sprachentwicklung auf.
Wie aus den am Montag in Wiesbaden vorgestellten Ergebnissen einer Erhebung in hessischen Kindergärten hervor geht, fällt unter den Kindern mit ausländischer Muttersprache sogar jedes zweite durch Verzögerungen und Störungen in der Sprachentwicklung auf. Die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) nannte die Ergebnisse Besorgnis erregend.
5,6 Prozent der untersuchten Kinder hätten erhebliche Defizite in der Sprachentwicklung aufgewiesen, sagte Lautenschläger. 65 Prozent der Kinder ausländischer und zehn Prozent der Kinder deutscher Herkunft hätten über keinen ausreichenden Wortschatz verfügt. Nur bei 4,2 Prozent der untersuchten Kinder sei die Sprachentwicklung dem Alter entsprechend abgeschlossen gewesen.
"Der Sprachförderung muss angesichts der erkennbaren Lücken und Verzögerungen bereits im Vorschulalter mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden", sagte die Sozialministerin. Sprachdefizite müssten frühzeitig behoben werden, damit das Kind unbelastet seine schulische Laufbahn beginnen könne.
Lautenschläger forderte die Eltern auf, ihren Kindern möglichst oft zu erzählen, ihnen Dinge zu erklären und ihnen vorzulesen. Parallel dazu gelte es, die die Sprachförderung in den Kindertagesstätten auszubauen.
Für die Sprachstandserhebung haben Wissenschaftler der Universitäten Marburg und Gießen sowie der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik einen eigens entwickelten Test eingesetzt. Ergänzend wurden nach Angaben des Ministeriums Eltern und Erzieherinnen befragt. An der Untersuchung nahmen 759 Kinder in 89 hessischen Kindertagesstätten teil.
