Gütersloh Institut: Deutsches Hochschulsystem ist nicht flexibel genug

Gütersloh · Die Zahl der Studenten steigt, doch das Hochschulsystem ist nach Meinung von Experten zu wenig auf unterschiedliche Bildungsbiografien eingestellt. Der "klassische" Studententypus, zwischen 19 und 24 Jahre alt, kinderlos und im Vollzeitstudium, stelle nicht mehr die Mehrheit auf dem Campus, heißt es in einer Veröffentlichung des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Heute studierten auch Handwerksmeister, alleinerziehende Mütter oder die Managerin im Fernstudium.

Jeder zehnte der 2,6 Millionen Studenten an den Hochschulen im Bundesgebiet komme zudem aus dem Ausland. Entsprechend der Entwicklung müsse das Hochschulangebot flexibler gestaltet werden, forderte das CHE. "Bei Studienangeboten muss künftig stärker die Devise gelten: jedem das Passende, nicht für alle das Gleiche", sagte CHE-Geschäftsführer Jörg Dräger. Nicht die Studierenden sollten sich den vorhandenen Studienmodellen anpassen müssen, sondern die Hochschulen sollten sich stärker an den Lebenssituationen von Nachwuchsakademikern orientieren.

Dabei müsse eine bessere Vereinbarkeit von akademischer Bildung mit Familie oder Beruf selbstverständlich sein. Für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen seien etwa Seminare nach 18 Uhr eine gute Lösung, nicht jedoch für eine alleinerziehende studierende Mutter. Online-Veranstaltungen, die es in Deutschland noch zu selten gebe, ermöglichten dagegen ein zeitlich freies Lernen. Zu einem neuen serviceorientierten Charakter müssten Kinderbetreuungsangebote und Beratung gehören - von der Studienzulassung über die Finanzierung bis zum Bewerbungs-Coaching, forderte Dräger.

(EPD)
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