Düsseldorf Im falschen Studienfach - und nun?

Düsseldorf · Nicht immer hält ein Studium, was es verspricht. Mancher ist schon im ersten Semester enttäuscht, weil er zum Beispiel gemerkt hat: Kulturmanagement hat mehr mit Wirtschaft als mit Kultur zu tun. Wir geben Tipps zum Fachwechsel.

Das Sommersemester ist nun schon zur Hälfte geschafft, viele Studenten planen für die vorlesungsfreie Zeit danach ihre Hausarbeiten, Praktika, Jobs oder einen Urlaub. Doch für einige steht eine viel größere Planung an, nämlich die Antwort auf die Frage: Bleibe ich bei meinem Studium oder wechsle ich lieber?

Individuelle Gründe Viele Abiturienten entscheiden sich für ein Studienfach, weil es einen interessanten Namen hat, einen schicken Beruf verheißt und ohne sich vorher mit den Inhalten zu beschäftigen. Erst im Studium wird ihnen klar, dass zum Beispiel Kulturmanagement weniger mit Kultur und umso mehr mit Management, also Wirtschaft und Mathematik zu tun hat. Andere gehen mit falschen Erwartungen in ein Studium, unterschätzen das Lerntempo oder die wissenschaftliche Ausrichtung eines Fachs. Nur weil man gern Computerspiele spielt, wird man kein guter Informatiker. Und das Einser-Abi ist keine Garantie dafür, eine glückliche Ärztin zu werden. Hier muss die Überlegung ansetzen: Was stört mich an meinem Studienfach? Sind es die Rahmenbedingungen einer großen Universität? Dann bin ich an der Fachhochschule mit hoher Praxisorientierung besser aufgehoben. Bin ich unglücklich in einer Großstadt? Dann bleibe ich beim Fach und gehe an eine Uni in einer Kleinstadt. Stört mich die fehlende Berufsperspektive? Da hilft oft schon der Gang zum Career-Service. Manchmal kommt man erst durch das alte Fach auf die Idee, ein anderes zu studieren. Wenn zum Beispiel in Betriebswirtschaftslehre das Wirtschaftsrecht zum Lieblingsfach wird, liegt der Wechsel zu Jura nahe. Wenn aber klar ist, dass ich mein Studium abbreche, sollte ich Antworten auf diese Fragen finden: Wo liegen meine Stärken und Interessen? Welcher Beruf passt dazu? Welches Fach führt mich dahin?

Entscheidung für ein neues Fach Für die meisten Studiengänge muss man sich bis zum 15. Juli bewerben. Man sollte also zuerst die Fristen klären und die verbleibende Zeit nutzen, sich das neue Fach genau anzusehen, indem man dort mit Studierenden redet, die Fachschaft und die Fachstudienberatung aufsucht oder in Lehrveranstaltungen geht. Wenn ich mir ganz sicher bin, bewerbe ich mich. Natürlich gelten auch hier die normalen Zulassungshürden wie der Numerus clausus oder eine Aufnahmeprüfung. Wenn das neue Fach mit dem bisherigen Fach verwandt ist, kann ich die Einstufung in ein höheres Fachsemester beantragen. Dann muss ich Leistungen erbracht haben, die mir angerechnet werden können. Darauf habe ich keinen Anspruch, und darüber entscheidet immer die aufnehmende Hochschule. Manchmal reicht es für die neue Studienmotivation schon, in einem Kombinations-Bachelor ein Fach zu wechseln. Hier kann ich mir ansehen, welche Möglichkeiten meine bisherige Hochschule bietet und zu welchen Bedingungen ich ein neues Kern- oder Ergänzungsfach belegen kann. Wenn mein Wunschfach nicht im Fächerkanon ist, kann ich eventuell an einer neuen Hochschule die Leistungen aus einem Teilfach anrechnen lassen.

Neue Stadt - neues Glück? Wenn ich mein Fach beibehalten will, aber an einen anderen Ort gehen möchte, muss ich mich bei meiner Wunschhochschule erkundigen, ob mein Fach in derselben Konstellation dort angeboten wird und ich nahtlos ins nächste Fachsemester einsteigen kann. Ein Ortswechsel ist meist mit einem Zeitverlust verbunden. Wenn mir für das Studium der neue Ort am wichtigsten ist und ich erst zwei Semester studiert habe, ist ein Neubeginn im ersten Semester sinnvoller. Auch wenn der Einstieg in ein höheres Semester klappt, sollte ich an den Einführungsveranstaltungen für Erstsemester teilnehmen, weil die mir eine grundsätzliche Orientierung an der neuen Hochschule bieten. Bin ich im Studium schon weiter, könnte ich zuerst meinen Bachelor abschließen und zum Master-Studium an den Wunschort gehen.

Doch lieber bleiben? Manche Studenten meinen schon kurz nach Beginn ihres Studiums, dass sie im falschen Fach gelandet seien. Da fast alle Studiengänge nur noch zum Wintersemester beginnen, kann man zum Sommersemester ohnehin nicht wechseln, und es ist sogar ganz gut, dem Fach ein weiteres Semester lang eine Chance zu geben. Waren nämlich die Anfangsprobleme eher der neuen Situation geschuldet, dem Heimweh, dem Massenbetrieb, so ändert sich die Stimmung oft nach einer Zeit der Eingewöhnung. Bleibt allerdings die Abneigung bestehen, so wäre es fatal, im alten Fach auszuharren und darauf zu hoffen, dass sich der Erfolg irgendwann von allein einstellt. Auch diffuse Ängste, der Wechsel stelle einen Bruch im Lebenslauf dar und könne eines Tages ein Karrierehindernis werden, sind unbegründet. Im Gegenteil, ein Wechsel nach einem Jahr zeigt, dass man weiß, was man will. Je länger man im Studium ist, desto schwerer wiegt ein Wechsel, und wenn man nicht ganz erfolglos studiert hat, ist es sinnvoller, das Studium abzuschließen und möglicherweise mit einem Masterstudium eine neue Richtung einzuschlagen.

Unsere Autorin ist selbstständige Studienberaterin und Dozentin an der Uni Düsseldorf.

(RP)
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