Hüter des Waldes

Ihm haftet noch immer ein romantisch verklärtes Bild an, dem Hüter des Waldes, der mit seinem Dackel und Flinte im grünen Rock die Wald-Bewohner heldenhaft und diplomatisch vor Wilderei und illegalem Holzeinschlag schützt. Doch das Aufgabengebiet ist erheblich vielseitiger geworden. Die jüngsten Meldungen, wonach in Nordrhein-Westfalen eine deutliche Zunahme der Schäden zu verzeichnen ist und nur noch jeder vierte Baum als gesund gilt, stellt die Zunft vor neue Herausforderungen.

"Die Schwerpunkttätigkeiten eines Försters liegen nach wie vor in der Erhaltung, Pflege und Bewirtschaftung des Waldes", sagt Bernhard Möhring, Lehrstuhlinhaber für forstliche Betriebswirtschaftslehre an der Universität Göttingen. Hinzu gekommen seien eine betriebswirtschaftliche und technische Dimension sowie Eigenverantwortung und Personalführung, so der Professor. Auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit hat sich einiges verändert. Hier sind Umdenken und Nachhaltigkeit gefragt. Gerade im Hinblick auf den starken Erholungsdruck und den dichten Verkehr gilt es, Schäden vorzubeugen.

"Dabei kommt es auf die richtige Planung unter Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen an", weiß Lena Zietlow. Die 26-Jährige studiert im Masterstudiengang "Forstbetrieb und Waldnutzung" an der Uni Göttingen. "Ich mag es, in der Natur zu sein und sehe es als meine Aufgabe an, Verantwortung für die nachfolgenden Generationen zu übernehmen und unseren Wald zu erhalten", sagt sie.

Voraussetzung für ein in der Regel sechssemestriges Bachelorstudium oder ein anschließendes viersemestriges Masterstudium ist naturwissenschaftliches Interesse. Denn neben neben Mathematik, Statistik und Recht stehen auch Fächer wie Physik, Chemie, Bodenkunde, Klimatologie, Naturschutz, Wildbiologie und Jagd auf dem Lehrplan.

Nach ihrem Abschluss im Februar möchte Lena Zietlow ihr zweijähriges Referendariat bei einem Landesbetrieb absolvieren. "Es endet mit einem Staatsexamen, das Voraussetzung für den höheren Dienst ist", sagt die angehende Försterin.

Auch Frank Pechtheyden hat seinen Traumberuf gefunden: Er arbeitet als Förster beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft für den Forstbetriebsbezirk Ville-Seen in Erftstadt. Sein rund 2000 Hektar großes Staatswald-Revier besteht größtenteils aus rekultivierten Braunkohle-Abbauflächen. Aus den früheren Gruben sind heute etwa 20 Seen entstanden. Die zahlreichen Pächter wie Angelvereine wenden sich mit ihren Wünschen, Sorgen und Nöten ebenso an den Fachmann wie Jäger, Laufgruppen, Reiter oder Spaziergänger mit Hunden. Der Förster muss hier ein neutraler Vermittler zwischen den verschiedensten Interessengruppen sein.

Einen klassischen Alltag kennt Pechtheyden, der in einem Forsthaus am Wald wohnt, nicht. "Besonders zur Herbst- und Winterzeit kommen die Menschen auch schon mal samstags vorbei und erkundigen sich nach Brennholz und Weihnachtsbäumen", berichtet der 35-Jährige. Und wenn er morgens zunächst die Verwaltungsangelegenheiten am Schreibtisch erfüllt hat – etwa geplante Bauvorhaben, Leitungsverlegungen, die Organisation und Durchführung von Jagden oder der Holzernte – freut er sich mit seiner Tiroler Bracke Anton zu den Waldarbeitern hinauszufahren. Dort wird je nach Saison durch- oder aufgeforstet, Bestände werden ausgezeichnet oder Jagdsitze ausgebessert und neugebaut. Hinzu kommen das Aufmessen und der Verkauf des Holzes, die Einhaltung der Jahresplanungen und die Öffentlichkeitsarbeit.

Auch die Eingrenzung des Wildbestandes spielt im Berufsalltag des Försters eine wichtige Rolle. "Denn bei den Wildschweinen etwa erleben wir eine Reproduzierungsrate von 300 Prozent", sagt Pecht-heyden.

(RP)
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