Studentenleben Früh übt sich

Gepriesen sei sie, die Vorlesung um acht Uhr morgens! "Dann hat man noch so viel vom Tag", freuen sich die einen und erzählen von ihrer gemütlichen Joggingrunde vor dem Frühstück. Währenddessen lassen andere in der Vorlesung den Kopf langsam auf die Tischplatte sinken - ein Bild, was ich mittlerweile kaum noch sehe. Auf wundersame Weise hatte ich in den vergangenen Semestern nämlich keine Vorlesung mehr um acht Uhr.

Heute mache ich aber eine Ausnahme: Mit einer Kommilitonin habe ich am Abend zuvor verabredet, noch einmal in eine Vorlesung aus dem zweiten Semester zu gehen, Durch die ungewohnte Uhrzeit aus dem Konzept gebracht, komme ich sogar zu früh an und warte im noch leeren Foyer. Allmählich füllen sich das Foyer und die Hörsäle, bis das akademische Viertel sich seinem Ende zuneigt. Die plötzliche Zeitnot beschleunigt alles: Dozenten hasten zu ihren Veranstaltungen, ein paar Studenten folgen ihnen, den Thermosbecher mit dem Rettung verheißenden Kaffee in der Hand. Meine Kommilitonin taucht auf, ohne Kaffee. Hastig betreten wir den überfüllten Hörsaal. Wir suchen nach Sitzplätzen. Plötzlich erfahren wir unerwarteten Luxus: Bekannte haben uns bereits Plätze reserviert. Reserviert! Eine fast vergessene Erfahrung, können wir uns doch mittlerweile in unseren Vorlesungen eine eigene Sitzreihe aussuchen. Also ankommen, hinsetzen. Meine Sitznachbarin zappelt vor sich hin. "Ich glaube, ich hatte wirklich zu viel Kaffee heute Morgen." "Und ich zu wenig", grummelt meine Kommilitonin in sich hinein. Ich stimme ihr im Stillen zu. Bis zum Beginn des Referendariats liegt noch viel Arbeit vor uns.

(RP)
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