Englisch dominiert Französisch auf dem absteigenden Ast

Paris (rpo). Wenn es um Mode geht, um Küche oder guten Wein, dann ist die französische Kultur ganz weit vorn dabei. Geht es jedoch um die französische Sprache, dann sieht es ehr finster aus. Schüler im europäischen Ausland zeigen dem Französischen immer mehr die kalte Schulter, lernen viel lieber Englisch oder auch Spanisch.

Das Beherrschen des Französischen werde mehr und mehr zu einem Attribut älterer Generationen und wohlhabender Schichten, klagten Lehrer aus aller Herren Länder vergangene Woche bei der internationalen Fremdsprachenmesse Expolangues in Paris. Englisch sei die vorherrschende Sprache im Internet, in seinen Grundzügen relativ leicht zu erlernen - und es gelte wegen seiner Vorherrschaft in Popmusik und Kinokultur einfach als "cooler".

"Einige Briten betrachten das als Sieg", bedauert die Engländerin Julie Squires, die Französisch am Oxford House College unterrichtet. "Ich stimme eher mit unserer Presse überein, die unsere Nachlässigkeit bei Fremdsprachen kritisiert."

Tatsächlich ist der Französischunterricht in Großbritannien auf dem absteigenden Ast. Seit einem Regierungsbeschluss, der die Pflicht zum Lernen einer zweiten Fremdsprache ab 14 Jahren aufhob, gingen die Schülerzahlen bei Französisch in 72 Prozent aller britischen Schulen zurück, 70 Prozent verzeichneten Rückgänge bei den Deutsch-Schülern und nur 44 Prozent bei den Spanisch Lernenden.

"Französisch ist eine wunderschöne Sprache, die von den Oberschichten sehr geschätzt wird", meint Christina Trojan vom deutschen Goethe-Institut. "Da aber die Grammatik und die Rechtschreibung sehr kompliziert sind, fangen viele gar nicht erst an." Selbst in grenznahen Städten wie Aachen spreche kaum noch jemand Französisch, klagt die Lehrerin.

Die Sprache des Nachbarstaates sei zwar noch beliebter als Spanisch und Italienisch, doch sei es bei aller deutsch-französischen Verbundenheit nur noch eine Frage der Zeit, bis sie "eine Fremdsprache wie jede andere auch" werde.

In Spanien ist Französisch als Fremdsprache nach Angaben der Lehrerin Julia Martinez aus Burgos geradezu "im freien Fall". "Vor 20 Jahren sprach doch in Spanien jeder Französisch - heute gibt es in Burgos für Französisch mehr Lehrer als Schüler!"

Ähnlich sieht es in Portugal aus, wo sich nach Angaben von Teresa Santos 70 Prozent der Schüler für Englisch entscheiden, nur zehn Prozent wählten Französisch. In Griechenland, Russland und selbst in der deutschsprachigen Schweiz, wo Französisch zu den Amtssprachen zählt, sei das Bild genauso trübe, berichteten dortige Lehrer auf der Messe in Paris.

Nicht immer ist die Dominanz des Englischen der einzige Grund. Auch politische Gründe spielten eine Rolle, versichert der Amerikaner David Fein, Leiter der französischen Sprachschule Alliance Française in San Diego. Die Schülerzahlen seien nach dem politischen Streit zwischen den USA und Frankreich über den Einmarsch in Irak drastisch zurückgegangen. Erst jetzt kehrten Interessierte langsam in die Französisch-Kurse zurück.

Der einzige Lichtblick für die Sprache Voltaires und Rousseaus kommt aus Japan. Im Land der aufgehenden Sonne sei das Frankreichbild untrennbar mit Luxus und Lebensart verbunden, sagten zwei japanische Französischlehrer. Dies sei eine ausgezeichnete Werbung für das Erlernen der Sprache. Bei Französisch dächten viele Japaner "an Träume, Mode, Geschichte, Kochen und Wein".

(afp)
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