Franziska Völckner lehrt an der Uni Köln Mit 30 Jahren Professorin

Köln (RP). Franziska Völckner ist die jüngste habilitierte Wirtschaftsprofessorin in Deutschland. An der Universität zu Köln hält sie Vorlesungen über Marketing. Die junge Frau beschreibt sich selbst als anspruchsvolle Lehrerin.

Prominente weibliche Professoren
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Noch sind die Wände in ihrem Büro kahl. Bis auf eine, die ein großes, rot-buntes Bild wie ein riesiger Farbklecks ziert. "Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich hier komplett einzurichten", sagt Franziska Völckner. Kein Wunder, schließlich hat die junge Frau andere Dinge im Kopf. Und zwar derzeit 80 bis 90 Stunden in der Woche. Seit Oktober arbeitet sie im dritten Stock des WiSo-Gebäudes der Universität zu Köln. Ein eigenes Büro, eine Sekretärin, ein Professorentitel auf dem Schild an der Tür -- all das ist neu für Franziska Völckner. Mit erst 30 Jahren ist die zierliche Frau die jüngste habilitierte Wirtschaftsprofessorin in Deutschland.

Anspruchsvolles Semesterprogramm

Wer mit Franziska Völckner über den Campus streift, könnte sie ohne weiteres für eine Studentin halten. "Naja, für eine Doktorandin vielleicht", sagt die 30-Jährige. Denn während ihrer Promotion an der Uni Hamburg waren viele Studenten durchaus älter als sie. "Aber in BWL gibt es nur wenige Bummelstudenten, deshalb bin ich nun älter als meine Studenten", erklärt Völckner. Probleme, sich durchzusetzen habe sie nicht. "Ich lehre ein schwieriges Fach, und mein Semesterprogramm ist anspruchsvoll. Das sage ich den Studenten von Anfang an, dann wissen sie, worauf sie sich einlassen."

Marketing, Marktforschung und Markenführung sind die Forschungsschwerpunkte der jungen Professorin. Souverän hält sie ihre Vorlesungen, schreibt Aufsätze für wissenschaftliche Zeitschriften, besucht Konferenzen und hat zwischendurch immer ein freundliches Wort für ihre Mitarbeiter. "Als Student weiß man gar nicht, welche Aufgaben so ein Professor hat. Nach außen sieht man nur die Lehre, dabei ist das nur ein kleiner Teil", sagt Franziska Völckner, während sie ein Päckchen des Adventskalenders öffnet, den eine Mitarbeiterin gebastelt hat. "Sie ist eine tolle Chefin", findet Sekretärin Brigitte Berens. "Ihre Vorgänger waren deutlich älter, das macht sich in der Arbeitsweise bemerkbar." Bei der neuen Chefin ginge vieles schneller, statt diktierte Briefe schreibt Brigitte Berens nun E-Mails.

Abitur mit 1,2

Beim Ruf nach Köln habe das Alter keine Rolle gespielt, "da stand meine Qualifikation im Vordergrund". Dass sie mit 30 Professorin sein würde, hätte Franziska Völckner nie gedacht. "Obwohl: Als wir kürzlich ein Abitur-Nachtreffen hatten, wirkte irgendwie niemand überrascht." Hatte die Überfliegerin doch bereits in der Schule eine Klasse übersprungen und ihr Abitur mit 1,2 abgelegt. "Ich bin zielstrebig, habe Durchhaltevermögen und mache das, was ich tue, mit Leidenschaft", erklärt sie. Tierärztin wollte sie werden, als sie ein junges Mädchen war. Aber in der Oberstufe entdeckte sie ihr Faible für Wirtschaft. Ihren Schwerpunkt nennt sie eine "spannende Schnittstelle" zwischen Vertrieb, Forschung und Entwicklung. "Eine Marke ist ein faszinierendes Gebilde. Was macht eine starke Marke aus, oder gibt es sie nur im Kopf des Verbrauchers?" In Zukunft würde die 30-Jährige gern weitere hochkarätige Veröffentlichungen schreiben wie die im renommierten "Journal of Marketing", die sie mit Doktorvater Henrik Sattler verfasste. "Er hat mir viel beigebracht, auch was die Organisation eines Lehrstuhls betrifft", erzählt sie von ihrer Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Hamburg mit Forschungsaufenthalten in Australien.

Voller Terminkalender

Eine Norddeutsche im Rheinland -- Franziska Völckner gefällt's. "Leider hatte ich noch nicht viel Zeit, um mir Köln und Umgebung anzuschauen. Immerhin habe ich es zum Weihnachtsmarkt geschafft und die Stadt auch vorher schon öfter besucht." Der kölnische Menschenschlag gefalle ihr; weniger reserviert als im hohen Norden gehe es zu, die Menschen seien stets hilfsbereit und freundlich. Auf dem großen Campus mit seinen zahlreichen Gebäuden finde sie sich mittlerweile einigermaßen zurecht, "und zur Not habe ich ja meine wissenschaftlichen Mitarbeiter, die zeigen mir dann den Weg".

Bis weit in den Januar hinein ist ihr Terminkalender komplett dicht. Zeit für das Privatleben bleibt da wenig, "da ist gute Organisation gefragt". Ihr Lebensgefährte habe viel Verständnis für den zeitintensiven Job, "er arbeitet zwar nicht an der Uni, ist aber zumindest auch BWLer". Was Franziska Völckner als Erstes in Köln machen wird, wenn sie irgendwann ein wenig mehr Zeit hat? "Golf spielen."

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