Stipendien, Darlehen, Fonds Finanzspritzen fürs Studium

Düsseldorf (RP). Miete, Studiengebühren und Lebenshaltungskosten können das Budget von Studenten schnell sprengen. Ehe sie aber auf Kredite privater Banken zurückgreifen, so sagen Verbraucherschützer, sollten sie alternative Fördertöpfe prüfen.

Die größten Probleme im Studium
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Foto: centertv

Rund 18 Milliarden Euro geben die zwei Millionen Studenten in Deutschland pro Jahr für ihre Ausbildung aus. Die Hälfte dieser Kosten tragen die Eltern, 38 Prozent die Studenten selbst. Die Finanzierungslücke klafft — und sie wird noch größer werden, wenn die Ausgaben weiter steigen. Studiengebühren und Auslandssemester werden die jährlichen Kosten bis 2010 auf 22 Milliarden Euro treiben, heißt es vom Bildungsfonds Deutsche Bildung. Kreditangebote privater Banken sollten Studenten aber erst dann in Anspruch nehmen, sagen Verbraucherschützer, nachdem sie alle übrigen Finanzierungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen haben — zu denen auch folgende gehören:

Studienbeitragsdarlehen: Studenten, die zwar ihren Lebensunterhalt zahlen können, mit den Studiengebühren aber überfordert sind, sollten sich Experten zufolge die Kredite der Landesförderbanken anschauen. Die NRW.Bank zahlt für die Gebühren bis zu 500 Euro pro Semester — direkt an die Hochschule. Das Geld ist zwei Jahre nach Beendigung, spätestens elf Jahre nach Aufnahme des Studiums zurückzuzahlen. Der Zinssatz ist bis Dezember 2011 auf maximal 5,9 Prozent festgelegt.

Bafög-Empfänger müssen das Darlehen möglicherweise gar nicht zurückzahlen. Wenn die Schulden aus beiden Fördertöpfen eine bestimmte Grenze überschritten haben, werden die Verbindlichkeiten, die darüber hinausgehen, erlassen. Diese "Kappungsgrenze" berechnet sich in NRW aus der Zahl der Semester, in denen die Förderung in Anspruch genommen wurde, multipliziert mit 1000. Lässt sich ein Student also über sechs Semester hinweg die Studiengebühren finanzieren, gilt eine Grenze von 6000 Euro. Sobald seine Bafög-Schulden diese Höhe erreicht haben, muss er das Darlehen nicht zurückzahlen. Das Antragsverfahren für die Darlehen läuft über die Uni, direkt bei der Einschreibung oder Rückmeldung. (www.bildungsfinanzierung-nrw.de)

Studienkredit der KfW: Der Kredit der staatlichen Förderbank soll ausschließlich die Lebenshaltungskosten decken. Er ist für Studenten bis 31 Jahre gedacht. Ihr Vermögen spielt — wie das der Eltern — keine Rolle. Monatlich werden 100 bis 650 Euro ausgezahlt, in der Regel bis zum zehnten Fachsemester. Die Rückzahlung wird sechs bis 23 Monate nach der letzten Auszahlung fällig und kann bis auf maximal 25 Jahre gestreckt werden. Beim Abschluss wird ein Höchstzinssatz vereinbart, der für 15 Jahre gilt.

Probleme könnte es geben, wenn der Student ein Auslandssemester einlegt und sich dafür beurlauben lässt. Dann kann es sein, dass die Auszahlung gestoppt wird. Grund laut KfW: Das Programm kann nicht unterscheiden, ob jemand wirklich beurlaubt ist oder trotz Urlaubsstatus im Ausland weiterstudiert.

Die Antragsformulare gibt es im Internet. Die Abwicklung — dazu gehören auch die regelmäßige Vorlage von Studienbescheinigungen — läuft über die Bank, über die der Student den Kredit in Anspruch nehmen will, zum Beispiel seine Hausbank. (www.kfw-foerderbank.de)

Studienabschluss-Darlehen: Geht es darum, die letzte Phase des Studiums zu finanzieren, bieten die Darlehenskassen (Daka) der Studentenwerke mitunter günstige Alternativen zu den Föderkrediten. Die Daka unterstützt Studenten mit bis zu 7500 Euro, in Sonderfällen 12500 Euro. Die Förderung wird in monatlichen Raten (maximal 1000 Euro) ausgezahlt. Bei der Rückzahlung, die ein Jahr nach Auszahlung der letzten Rate beginnt, werden monatlich mindestens 130 Euro fällig. Darlehenszinsen fallen nicht an. Allerdings behält die Daka fünf Prozent der Darlehenssumme ein, um ihre Kosten zu decken.

Wer die Förderung in Anspruch nehmen möchte, muss nachweisen, auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein — und außerdem einen Bürgen stellen. Die Examensphase, in der sich der Student ebenfalls befinden muss, beginnt in der Regel 18 Monate vor Studienabschluss. Jurastudenten können ab der Vorbereitung auf das erste Staatsexamen gefördert werden, Medizinstudenten in Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen. (www.daka-nrw.de)

Bildungsfonds: In diese Fonds zahlen Anleger ein, die in die Ausbildung von Nachwuchsakademikern investieren möchten. Finanziert werden studienbedingte Lebenshaltungskosten, Auslandsaufenthalte, Praktika und Studiengebühren. Die Fonds haben zwei Vorteile: Sie werden einkommensunabhängig bewilligt und sind später einkommensabhängig zurückzuzahlen. Und: Sie sind nicht nur für akademische Überflieger gedacht, wie Verbraucherschützer und Anbieter gleichermaßen betonen, sondern auch für solche Menschen, die sich anderweitig engagieren.

"Wir schauen uns nicht nur die Schulnoten an", sagt Rolf Zipf von Career Concept, neben der Stiftung "Deutsche Bildung" Hauptanbieter solcher Fonds. In dem aufwändigen Aufnahmeverfahren werde auch ausgewertet, ob sich der Bewerber zum Beispiel in Politik, Kirche oder für den Staat engagiert, welche Fremdsprachen- und IT-Kenntnisse er besitzt und welche Praktika er vorweisen kann. Um gefördert zu werden, "muss derjenige auch nicht unbedingt ein Fach studieren, das exzellente Zukunftsaussichten bietet", so Zipf. Auch Studenten im weniger erfolgsversprechenden Fach Kulturmanagement hätten schon Zuschläge bekommen. Die Bewerberungs- und Auswahlverfahren laufen online. (www.bildungsfonds.de, www.deutsche-bildung.de)

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